Könntest du dich
kurz vorstellen?
Ich heiße Inge Gappmaier und forsche,
lehre und kreiere im Bereich zeitgenössische
Choreografie und Tanz.
In meiner künstlerischen Praxis setze
ich mich vor allem mit dem Selbstverständnis
von menschlichen Körpern
in unserer Zeit auseinander.
Weißt du alles
über dich?
Glücklicherweise nicht. Meinen Körper
kenne ich ganz gut, aber ich bin
neugierig, mich immer wieder selbst
zu überraschen und herauszufordern,
mich ins kalte Wasser zu stürzen und
in bisher Unbekanntem wiederzufinden,
zu schauen, wie ich (re-)agiere.
Was war der Ausgangspunkt
für dein Stück?
Ich wollte einen Körper allein auf die
Bühne stellen. In Auseinandersetzung
mit unserer Gesellschaft oft in virtuellen
Welten „lebend“, stelle ich mir
die Frage nach einem körperlichen
Selbstverständnis und persönlichem
Handlungsspielraum. Was passiert,
wenn der Körper im Alltag immer
obsoleter wird, dieser mehr als abhängige,
pflegebedürftige Maschine
und weniger auch als intelligenter,
einfühlsamer und intuitiv handelnder
Teil der Natur verstanden wird?
Welche Bedeutung hat
die Präsenz des Körpers
in deiner Arbeit?
Eigentlich dreht sich in meiner Arbeit
alles um sie. Präsenz beschreibt für
mich, sich seines momentanen Handlungsspielraums
bewusst zu sein, im
Hier und Jetzt bestimmten Dingen
(ob konkret oder mithilfe der Vorstellungskraft)
Aufmerksamkeit zu
schenken.
Wie bringst du
die Thematik des Narzissmus
tänzerisch auf die Bühne?
Indem ich meinen Körper allein in
sich selbst vertieft auf die Bühne stelle
– sich selbst beobachtend, beinahe
schizophren. In unserer Gesellschaft
stehen Selbstanalyse, Optimierung
und Marketing oft an erster Stelle.
Dadurch werden Wettbewerb und
Konkurrenzdenken, zwischenmenschliche
und körperliche Distanz gefördert.
Auch die Tanzwelt funktioniert
leider häufig so. Für mich bedeutet
Tanz jedoch Selbstermächtigung, körperliche
Präsenz und Kommunikation,
Lust, gemeinsam die eigene Bewegungsintelligenz
und -freiheit zu
erforschen. Das möchte ich im Stück
spürbar machen.
Im Titel deines
Stücks kommt das Wort
Geometrie vor ...
Geometrie ist für mich etwas Abstraktes,
Unangreifbares, das nur gedanklich
betreten werden kann. Sie
unterliegt klaren Regeln und ist berechenbar.
Es gibt in ihr aber auch
Platz für Unendlichkeit in Raum und
Zeit, neue Dimensionen. Sie ist ein
schwereloser Möglichkeitsraum, ein
Ort zum Staunen. Als einen derartigen
Raum verstehe ich auch den Theaterraum,
die Bühne – nur konkreter.
Der Körper stellt darin die Regeln
auf, ist ein einzelner Blick, ein Gedanke,
ein Objekt, ein Subjekt, etwas,
nichts … Wind. :)
Gehst du manchmal
ohne festes Ziel aus
dem Haus?
Ja, ich liebe es zu flanieren, mich im
Moment zu verlieren und beim Spazieren
oder Reisen meinem eigenen
Rhythmus und meiner momentanen
Neugier zu folgen. Bisher habe ich
aber immer wieder nach Hause gefunden
;).
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