Das performative Ausstellungsprojekt HOUSE OF CONSTRUCTS, das der Künstler Aldo Giannotti zusammen mit der Choreografin Karin Pauer und der Kuratorin Lisa Ortner-Kreil entwickelt hat, verwandelt den Ausstellungsraum in eine Baustelle, und dies im buchstäblichen wie metaphorischen Sinn. Drei Wochen lang untersucht das Projekt die dynamischen Zusammenhänge zwischen räumlichen Konfigurationen und menschlichen Verhaltensmustern auf Basis von Giannottis unverkennbarem Stil: Zeichnungen, die Handlungsanweisungen darstellen und auf ihr praktisches wie konzeptuelles Potential überprüft werden.
In HOUSE OF CONSTRUCTS hinterfragt Giannotti die konventionelle Nutzung und das Verständnis von Ausstellungsräumen von operativen Aspekten wie Öffnungszeiten und Ticketing bis hin zur gemeinsamen Nutzung und Erfahrung von Kunst in diesen Räumen. Das Projekt lädt das Publikum ein, sich auf verschiedenste künstlerischer Prozesse einzulassen und beleuchtet künstlerische Bedeutungsherstellung durch kollaborative, repetitive und akkumulative Praktiken, welche die Grenzen zwischen Kunst und Arbeit verschwimmen lassen. Die Ausstellung wird zu einem Schmelztiegel von choreografischen Praktiken, künstlerischen Arbeitsmitteln und Materialien wie Gerüsten und Bühnenelementen, die zur Kreation einer gemeinsamen Vision zusammenkommen. Die Einbeziehung von Sound und Social Sculpture sowie die aktive Involvierung der Saalaufsichten in diesen performativen Prozess lösen die Grenze zwischen Künstler*innen, Institution und Publikum auf.
Im Mittelpunkt von HOUSE OF CONSTRUCTS steht eine tiefgehende Untersuchung der Funktion von Ausstellungsräumen im zeitgenössischen Kunstbetrieb, die hier als Arenen für menschliche Interaktion und neue Formen der Gemeinschaft genutzt werden. Jeden Tag inszeniert Giannotti eine von 19 prozessorientierten Interventionen und erforscht gemeinsam mit der Choreografin Pauer, bildenden Künstler*innen, Chören, Performer*innen, Musiker*innen und dem Team des Bank Austria Kunstforum Wien das vielfältige Potenzial von Ausstellungsräumen. Der Hauptraum der Institution verwandelt sich täglich durch die anleitungsbasierten Interventionen. Dieser Ansatz feiert nicht nur den Akt künstlerischen Arbeitens, sondern auch die unzähligen Interaktionen und Begegnungen, die dadurch entstehen und stellt die Bedeutung eines von der Gemeinschaft gesteuerten Prozesses über die des Endprodukts.
Den historisch-klassischen Kontext des Bank Austria Kunstforums Wien, in dem seit 1989 Ausstellungen zur bildenden Kunst gezeigt werden, denkt HOUSE OF CONSTRUCTS neu: Das Projekt lädt zur aktualisierten Interpretation eines Raums ein, der üblicherweise mit der Vollendung und Veredelung von Kunst in Verbindung gebracht wird, und bietet stattdessen einen Rahmen, der das Unfertige und das im Entstehen Begriffene einschließt. HOUSE OF CONSTRUCTS ist eine Einladung an das Publikum, sich auf einen ständigen Dialog einzulassen, zu experimentieren und zu erforschen. Dieser Dialog umfasst vergangene, gegenwärtige und zukünftige Vorstellungen von Kunst, Arbeit und Gemeinschaft und hält bei jedem Besuch eine einzigartige und bereichernde Erfahrung bereit.
Aldo Giannotti, geboren 1977 in Genua, Italien, ist ein bildender Künstler, der seit 2000 in Wien lebt und arbeitet. Die Zeichnung spielt in der künstlerischen Praxis von Aldo Giannotti eine zentrale Rolle und dient als Werkzeug zur Vermittlung sozio-architektonischer, sozio-politischer und sozio-kultureller Konzepte. Seine Studien absolvierte er an der Accademia di Belle Arti in Carrara, Italien, an der Wimbledon University of Arts in London, England, und an der Akademie der Bildenden Künste in München, Deutschland. Seine Arbeiten wurden in Zusammenarbeit mit verschiedenen Institutionen wie der Albertina, Wien, der Kunsthalle Wien, dem Lentos Museum, Linz, dem OK-Zentrum, Linz, dem Kunsthaus Graz, dem Kunstraum Niederösterreich, Wien, der Ar/ge kunst, Bozen, dem Künstlerhaus Dortmund, dem Museum der Moderne, Salzburg, dem Austrian Cultural Forum, London, dem Donaufestival, Krems, dem Museum Sztuki, Lodz, dem Museum für Zeitgenössische Kunst, Zagreb und vielen anderen präsentiert und realisiert. Im Jahr 2021 hatte er seine Einzelausstellung "Safe and Sound" im MAMbo Museum d'Arte Moderna in Bologna. Er erhielt mehrere Preise und Stipendien, darunter das Pollock Krasner Foundation Grant (2020), den ersten Preis des Österreichischen Grafikwettbewerbs in der Kunsthalle Innsbruck (2019), den Pomilio Blumm Preis in Mailand (2017) und den Anerkennungspreis des Strabag Kunstforums, Wien (2016).
Karin Pauer ist eine in Wien lebende Performerin und Choreografin. Die Erforschung von Beziehungen, dem Dazwischen, Empathie und Zusammengehörigkeit prägt alle ihre Arbeiten. Sie verhandelt diese Begriffe, indem sie verkörperte choreografische Praktiken mit Sprache, bildender Kunst und Live-Musik kombiniert. Im Jahr 2008 erhielt sie ihren Bachelor of Arts (BA) in Choreografie am ArtEZ Institute of Arts in Arnheim, Niederlande. Seitdem hat sie unter anderem mit Choreograf*innen, Theaterregisseur*innen, Filmemacher*innen und bildenden Künstler*innen wie Doris Uhlich, Random Scream/Davis Freeman, Mike O'Connor, Maureen Kägi, Veronika Franz, Katrin Hornek und Aldo Giannotti zusammengearbeitet. Seit 2015 arbeitet sie kontinuierlich mit der in Österreich ansässigen Tanzkompanie Liquid Loft/Chris Haring zusammen. 2009 erhielt sie das danceWEB-Stipendium und 2012 die TURBO Residency, beides bei ImPulsTanz. 2018 erhielt sie das START-Stipendium des BKA. Im Jahr 2020 wurde sie für die EU-Choreografieplattform Creative Crossroads im Rahmen von Life Long Burning nominiert. Ihre eigenen Arbeiten wurden u.a. bei ImPulsTanz, Tanzquartier Wien, Donaufestival, brut Wien, Wiener Festwochen, MAMbo Museum Bologna und verschiedenen internationalen Festivals gezeigt. Ihre aktuelle Arbeit testing grounds, eine Zusammenarbeit mit Katrin Hornek, ist bis Juni 2024 in der Secession Wien zu sehen.
Für jeden der 19 Tage des Projekts schlägt Aldo Giannotti ein anderes, prozessorientiertes Szenario vor: Gemeinsam mit der Choreografin Karin Pauer, bildenden Künstler*innen, Chören, Performer*innen, Musiker*innen, Museumsaufsichten und dem Team des Bank Austria Kunstforum Wien wird das vielfältige Potenzial von Ausstellungsräumen erkundet. Der Hauptraum der Institution verwandelt sich täglich durch Interventionen, die auf Handlungsanweisungen basieren und NINETEEN MUSEUMS – 19 alternative Museen – skizzieren. Workshops, Performances, Diskussionen und Begegnungen verwandeln den Raum in eine Arena der Interaktion.
DAY 1
OPENING: Mi., 12. Juni 2024, 19:00 Uhr
MUSEUM OF SECURITY
Zur Eröffnung werden 30 zusätzliche Museumsaufsichten ihre Arbeit im Rahmen einer Performance im Bank Austria Kunstforum Wien verrichten.
DAY 2
Do., 13. Juni 2024
MUSEUM OF RECREATION
Während der Öffnungszeit wird live die Skulptur dopolavoro gebaut, die für den restlichen Ausstellungszeitraum als After-Work-Treffpunkt für das Museumspersonal, Besucher*innen und Künstler*innen fungiert.
Eine Zusammenarbeit mit Peter Sandbichler.
DAY 3
Fr., 14. Juni 2024
MUSEUM OF INCLUSION
Im Hauptraum der Institution wird ein Callcenter eingerichtet mit dem Zweck, Bürger*innen Wiens anzurufen, um sie in die Ausstellung einzuladen. Die Anrufe werden live übertragen.
DAY 4
Sa., 15. Juni 2024
MUSEUM OF VOICES
Chöre mit verschiedenen musikalischen Schwerpunkten aus allen Teilen Wiens werden eingeladen, um in der Ausstellungshalle eine gemeinsame Chorprobe abzuhalten.
Eine Zusammenarbeit mit Construction Choir Collective.
DAY 5
So., 16. Juni 2024
MUSEUM OF DRAWING
Eine Aktzeichenklasse wird organisiert, in der der Künstler Peter Fritzenwallner als Modell posiert.
Eine Zusammenarbeit mit Peter Fritzenwallner.
DISCLAIMER: HOUSE OF CONSTRUCTS hat am heutigen Tag die Aktzeichenklasse von Peter Fritzenwallner zu Gast. In diesem Zusammenhang wird sich Peter Fritzenwallner als Aktmodell nackt zur Verfügung stellen. Besucher*innen unter 14 Jahren dürfen die Ausstellung nur in Begleitung eines Erziehungsberechtigten besuchen. Besucher*innen, für die das Betrachten eines nackten Mannes verletzend oder anstößig sein könnte, werden ersucht, die Aktzeichenklasse zu meiden.
Day 6
Mo., 17. Juni 2024
MUSEUM OF REFLECTION
Zwei Performer*innen zählen fortlaufend auf, was in der Geschichte der Menschheit funktioniert hat und was nicht.
Eine Zusammenarbeit mit Pierluca Coiro & Anna Mendelssohn.
Day 7
Di., 18. Juni 2024
MUSEUM OF RESONANCE
Ein Schlagzeug wird in seine Einzelteile zerlegt. Sieben Schlagzeuger*innen sind eingeladen, jeweils eines der Elemente gleichzeitig zu spielen.
Eine Zusammenarbeit mit Stefan Frankenberger.
Day 8
Mi., 19. Juni 2024
MUSEUM OF PRODUCTION
Das Büroteam des Bank Austria Kunstforum Wien verlegt seinen Arbeitsplatz für einen Tag in den Hauptraum der Ausstellungshalle.
Day 9
Do., 20. Juni 2024
MUSEUM OF CHOREOGRAPHY
Es wird während des ganzen Tages daran gearbeitet, eine Performance mit Beteiligung aller Techniker*innen des Bank Austria Kunstforum Wien zu schaffen.
Eine Zusammenarbeit mit Karin Pauer.
Mit Fabio Balestra, Ingrid Brunecová, Remo Cocco, Thomas Gallhuber, Jonas Nielsen.
Day 10
Fr., 21. Juni 2024
MUSEUM OF ARCHITECTURE
In Wien lebende Italiener*innen werden eingeladen, sich von 18:00 bis 21:00 Uhr auf einem quadratischen Podium in der Ausstellungshalle zu treffen und sich zu unterhalten. Die soziale Architektur eines Forums wird dabei nachempfunden.
Day 11
Sa., 22. Juni 2024
MUSEUM OF EXPOSURE
Während des ganzen Tages singen und tanzen Menschen im Rahmen einer spontanen Performance zu ihren Lieblings-Playlists.
Day 12
So., 23. Juni 2024
MUSEUM OF PREPARATION
Im Laufe des Tages werden verschiedene Konferenzen kontinuierlich umorganisiert.
Eine Zusammenarbeit mit Carolina Cappelli.
Day 13
Mo., 24. Juni 2024
MUSEUM OF CONTEXT
Den ganzen Tag über findet eine Performance statt, bei der die Museumsaufsichten mit den Besucher*innen ins Gespräch kommen. Um 18:00 Uhr wird die jüngste Publikation des Künstlers, the upside down museum, bei einer Buchpräsentation vorgestellt.
Eine Zusammenarbeit mit der Tageszeitung Kurier.
DAY 14
Di., 25. Juni 2024
MUSEUM OF MUSEUMS
Für Kinder von 6 bis10 Jahren findet ein Workshop statt. Nachdem die Kinder die gesamte Infrastruktur der Institution kennengelernt haben, werden sie eingeladen, sich ein alternatives Museum auszudenken und dieses zu zeichnen. Das Ergebnis wird für den Rest des Tages in der Halle präsentiert und ist damit die erste offizielle Ausstellung der Kinder.
Eine Zusammenarbeit mit Soho in Ottakring.
Anmeldung unter vermittlung@kunstforumwien.at
Freier Eintritt für Kinder
Reduzierter Eintritt für Begleitperson: EUR 6,-
Workshop: 14:30–16:30 Uhr
Day 15
Mi., 26. Juni 2024
MUSEUM OF DIALOGUE
Es wird eine Situation geschaffen, in der sich Besucher*innen in Gesprächen über Arbeit wiederfinden.
Eine Zusammenarbeit mit Anna Nowak & Anna Mendelssohn.
Day 16
Do., 27. Juni 2024
MUSEUM OF FEEDBACK
Ein Filmteam dreht in der Ausstellung während des ganzen Tages einen Dokumentarfilm und befragt die Besucher*innen über ihre Beziehung zur Kunst. Das Ergebnis wird um 20:00 Uhr gescreent.
Eine Zusammenarbeit mit Viktor Schaider.
Day 17
Fr., 28. Juni 2024
MUSEUM OF SURPRISES
Dieser Tag wird freigehalten für Last-Minute-Ideen.
Day 18
Sa., 29. Juni 2024
MUSEUM OF DECONSTRUCTION
Künstler*innen und technisches Personal kommen zusammen, um Teile der Ausstellung abzubauen und die Halle für die letzte Intervention vorzubereiten.
Day 19
So., 30. Juni 2024
MUSEUM OF TOGETHERNESS
„This is where we draw the line” – die Performance, die Karin Pauer und Aldo Giannotti 2019 entwickelt haben – schließt die Ausstellung.
Performance um 19:00 Uhr
Eine Zusammenarbeit mit Arttu Palmio & Paolo Monti/the starpillow.
Konzept, künstlerische Leitung Aldo Giannotti Künstlerische Leitung, Choreografie Karin Pauer Kuratorin Lisa Ortner-Kreil Performer*innen Fabio Balestra, Ingrid Brunecová, Remo Cocco, Thomas Gallhuber, Fatrin Krajka, Hugo Le Brigand, Anna Mendelssohn, Paolo Monti/the starpillow, Jonas Nielsen, Arttu Palmio, Karin Pauer, Tommaso Pioli, Frans Poelstra, Lena Schattenberg, Camilla Shielin, Alex Franz Zehetbauer Performance Museumsaufsichten Atanas Atansov, Miriam Bartkova, Tereza Gazovikova, Dieter Hörwarthner, Maximilian Kratochwill, Nika Leskovsek, Laura Naldini, Louise Omland, Hristina Tsoneva, Bori Varkonyi Zusammenarbeit NINETEEN MUSEUMS Carolina Cappelli, Pierluca Coiro, Construction Choir Collective, Stefan Frankenberger, Peter Fritzenwallner, Kurier, Anna Mendelssohn, Paolo Monti/the starpillow, Anna Maria Nowak, Arttu Palmio, Peter Sandbichler, Viktor Schaider, Soho in Ottakring, Betty Pester, Stephanie Evrard, Hannah Kordasch, Johanna Pauer, Elfriede Hauder, Cat Jimenez, Brigitte Weinberger, Judith Thaler, Victoria Bersch, Matteo Jamunno, Fabio Balestra, Ingrid Brunecová Remo Cocco, Thomas Gallhuber, Jonas Nielsen, Elias Pivec, Lens Kühleitner, Matti Felber, Max Plattner, Lan Sticker, Lukas Aichinger Produktionsleitung mollusca productions
Eine Koproduktion von Bank Austria Kunstforum Wien und Kunstverein ARGO gemeinsam mit brut Wien. Mit Unterstützung der Kulturabteilung der Stadt Wien und des Bundesministeriums für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport.
Es wird darauf hingewiesen, dass am Veranstaltungsort Fotos und/oder Videos angefertigt werden und zu Zwecken der Dokumentation der Veranstaltung zur Presse-Berichterstattung verwendet und in verschiedensten Sozialen - Medien, Publikationen und/oder auf der Webseite des Kunstforum Wiens und der Kooperationspartner veröffentlicht werden können. Näheres entnehmen Sie bitte unserer Datenschutzerklärung.
brut im Bank Austria Kunstforum Wien
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