Mit Chantal, the body is a text longing for perspective verlegt Veza Fernández Performance in ein anatomisches Theater. Die Choreografin lädt das Publikum ein, Text, Körper und Textkörper von den Grenzen der Haut aus zu erleben.
Chantal, the body is a text longing for perspective ist ein intimes anatomisches Spektakel, das den Körper als überbordenden Text offenlegt. Die titelgebende Chantal ist eine vielschichtige Figur, die aus den einzelnen Stimmen der Performer*innen heraus entsteht. Sie versucht, die körperbildenden Prozesse aufzudecken, die beim Lieben, Denken, Sehen und Verletzen auf dem Spiel stehen. Sie ist eine lebende Anatomiepuppe wie aus einem medizinischen Hörsaal, die das Publikum auffordert, gemeinsam mit ihr zu studieren, wie man ein Theater von den Grenzen der Haut aus erlebt. Zwischen Augen und Ohren blinzelt sie und seufzt tief in ihr Inneres, um zuzuhören. Sie ist eine lesbische Venus, die aus den Liedern gebrochener Herzen und metaphysischen Gedichten erwächst und dazu einlädt, sich der Art und Weise zu öffnen, wie wir die Einzelteile ordnen, die uns und unsere Identität ausmachen. Aus ihr schlüpft eine rastlose Dichterin, eine sinnliche Schauspielerin, eine prominente Wachsfigur, eine verliebte Bildhauerin, eine heisere Tänzerin und eine wandelnde Lehrerin. Chantal öffnet und seziert ihren Körper aus vielen Körpern und rezitiert Text von einem Körper in den nächsten, von einer Sprache in die nächste, von einem Register ins nächste. Chantal, the body is a text longing for perspective ist eine essayistische, bewegende Textchoreografie, die das Dispositiv des anatomischen Theaters neu gestaltet und untersucht, was eine Inszenierung des Inneren jenseits patriarchaler Normen und dominanter Aufmerksamkeitsregimes denkt, mobilisiert und imaginiert.
Each orifice sucking each other becomes a membrane holding each other accountable.
Uhm So stuck to my bones you are…
My bones made into drums.
Es spannt. It pulls. I cry.
And I keep asking: what should we examine here today?
You only answer
for that we shall move towards the extremes, the infinite, the very moment of perceiving
Veza Fernández ist eine in Wien ansässige Tanz-, Stimm- und Performancekünstlerin. Ihre Arbeit bewegt sich im Spannungsfeld zwischen Poetik und Politik vokaler Ausdrucksformen als Orte der Beziehung, der Vorstellungskraft und der Transformation. Sie verwebt Gesang, Schreiben, Tanz und Sprechpraktiken als körperliche Formen des Studiums, des Experimentierens und der Performance. Ihre Stücke sind sensibel und intensiv, sie entfalten polyphon ein Aufgebot an Stimmen und Präsenz, die sich bewegen und bewegt werden möchten. Ihr Hintergrund umfasst Philologie, Pädagogik, Theater, Musik und zeitgenössischen Tanz – Felder, die ihre künstlerische Forschung und Arbeitsweise stark beeinflussen. Ihr Werk ist lokal verankert und bewegt sich von der Underground-Szene in größere Tanz- und Theaterinstitutionen. Veza Fernández hat einen Master in Choreografie von der DAS Graduate School (Amsterdam Academy for Theatre and Dance). Ihre Arbeiten wurden u. a. im brut Wien, im Tanzquartier Wien, in den Sophiensælen Berlin, in der Gessnerallee Zürich, bei de Singel Antwerpen und in La Casa Encendida Madrid gezeigt.
Zosia Hołubowska, geboren 1988 in Olsztyn, Polen, ist eine in Wien lebende Klangkünstler*in, queere Musikaktivist*in und Produzent*in. Ihr Werk erforscht das Queeren von Archiven, Heilung und interspezifische Intimität durch Performances, Klanginstallationen und Kompositionen. Als Mitglied des feministischen Kollektivs Oramics und Gründer*in von Sounds Queer? verbindet sie elektronische Musik mit queerem Aktivismus. Ihr Soloprojekt Mala Herba mischt slawische Traditionen, Magie und dämonischen Disco mit EBM. 2023 veröffentlichte sie Singing Warmia, ein Album, das persönliche Orte rund um Olsztyn vertont. Zosia Hołubowska trat in Locations wie dem mumok – Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien und dem Guggenheim Bilbao auf. Ihr Projekt Community of Grieving wurde u. a. bei Unsound, Elevate und Dark Mofo präsentiert.
Luis Javier Murillo Zuñiga ist Performance- und Drag-Künstler*in sowie Student*in an der Akademie der bildenden Künste Wien. Ursprünglich in Costa Rica geboren, lebt er*sie heute in Wien. Seine*ihre künstlerische Praxis bewegt sich an den Schnittstellen von Migration, Theater und Performance und wird stark von einem Hintergrund im Operngesang geprägt. Neben eigenen Arbeiten kollaborierte Luis Javier Murillo Zuñiga mit Mario Barrantes, Veza Fernández und Myassa Kraitt. Luis Javier Murillo Zuñigas Performances verbinden körperliche Präsenz, stimmliche Ausdruckskraft und Drag als künstlerisches Mittel, um Fragen von Identität, Zugehörigkeit und Transformation zu verhandeln.
Mariya Vasilyeva, geboren 1993 in Kyjiw, ist Video- und Performancekünstlerin mit Wohnsitz in Österreich und Deutschland. Sie studierte an der Akademie der Bildenden Künste München und an der Universität für angewandte Kunst Wien. Ihre Arbeiten reichen von Live-Performances über digitale Collagen bis hin zu Videoinstallationen und beschäftigen sich mit Machtstrukturen, Feminismus und Körperpolitik. Als ukrainische Immigrantin setzt sie sich mit Identität und der Verletzlichkeit des weiblichen Körpers auseinander. Durch digitale Manipulationen hinterfragt sie gesellschaftliche Machtverhältnisse, insbesondere in Bezug auf Sexualität und Religion. Ihre Arbeiten wurden international ausgestellt und sind Teil der staatlichen Sammlung der Republik Österreich.
Claire Lefèvre ist eine in Wien ansässige Choreografin, Autorin und Reality-TV-Enthusiastin. Ihr Werk verbindet Politik und Poetik in spielerischen, kitschigen Szenerien, die sowohl Kollaborateur*innen als auch das Publikum willkommen heißen. Von 2019 bis 2022 erforschte sie „radikale Weichheit" als choreografische Strategie und hypersensible Methodik. Derzeit konzentriert sie sich auf das Konzept der „Performance-Doula", das Pflegearbeit in der Performanceproduktion betont. Ihr jüngstes Stück LOIE (is a fire that cannot be extinguished) untersuchte somatische Archive und das Vergessen in der Tanzgeschichte. Claire Lefèvre schreibt zudem Lyrik, Performancekritik und queere feministische Theorie und war Mitbegründerin der Holiday Poets Society, einer Serie intimer Lesungen. Ihre Arbeiten wurden international aufgeführt, und sie erhielt Förderungen wie das BKA Start Stipendium und das danceWEB-Stipendium bei ImPulsTanz. 2023 teilte sie ein Atelier mit Alix Eynaudi.
Nerea González ist eine in Wien lebende Künstler*in und Philosoph*in. Sie*er arbeitet vorwiegend mit Sound und Performance und untersucht dabei viszerale Sinnlichkeiten, Intimitäten, Exzess sowie die Liminalität queerer Körper. Als Philosoph*in befasst sich Nerea González in jüngeren Arbeiten mit dem Schleimigen und Viskosen als Materialität, die aus einer queeren Perspektive hegemonial feste und stabile Vorstellungen von Körper, Identität und Geschlecht infrage stellt. Musikalisch arbeitet sie*er im Rahmen des Teknopunk- & Emotional-Rave-Projekts Mousse de Pus und ist Teil des Kollektivs Sounds Queer?.
Sarah Sternat, geboren 1988 in Graz, ist bildende Künstlerin, Kostüm- und Bühnenbildnerin in Wien. 2022/2023 absolvierte sie eine Weiterbildung für zeitgenössischen Tanz bei Andrea Nagl. 2015 schloss sie ihr Studium in Malerei, Tapisserie und Animationsfilm an der Universität für angewandte Kunst Wien bei Christian Ludwig Attersee und Judith Eisler ab. 2014 gründete sie das Performancekollektiv CLUB FORTUNA. Sie lehrte 2020 an der Kunstuniversität Linz und zeigte Arbeiten u. a. im brut Wien, im Kunsthaus Graz und in der Basement Gallery Olomouc.
Leticia Skrycky ist eine uruguayische Künstlerin und Lichtdesignerin, die derzeit in Lissabon lebt. Ihre Arbeit konzentriert sich auf die Schnittstelle von Tanz und Performance und erforscht Praktiken der Ko-Kreation sowie die relationalen Kräfte, die auf der Bühne zwischen menschlichen und nichtmenschlichen Elementen entstehen. Bekannt ist sie vor allem für ihre kollaborativen Projekte mit einer Vielzahl internationaler Künstler*innen sowie für ihre Forschung zu den „verborgenen Möglichkeiten in der Opazität von Affekten" im Kontext von Performance.
mollusca productions wurde 2018 von Sophie und Eva gegründet und bietet flexible Produktionsunterstützung für Tanz- und Performancekünstler*innen. 2022 kam Nefeli hinzu. Gemeinsam übernehmen sie Antragsstellung, Budgetierung, Kommunikation, Tourmanagement und Postproduktion.
Barrierefreiheit
Das Publikum kann sowohl sitzen als auch liegen.
Konzept, Text, Choreografie, Songs & Performance Veza Fernández Musikkomposition & Performance Zosia Hołubowska Performance Luis Javier Murillo Zuñiga Kostüm- & Bühnenbild Sarah Sternat Video Art & Installation Mariya Vasileyva Lichtdesign Leticia Skrycky Textdramaturgie & choreografische Unterstützung Claire Lefèvre Dramaturgische Unterstützung & Research Nerea González Produktion mollusca productions
Eine Koproduktion von Verein für Expressive Angelegenheiten und brut Wien.
Mit freundlicher Unterstützung der Kulturabteilung der Stadt Wien (MA7), des Bundesministeriums für Wohnen, Kunst, Kultur, Medien und Sport (BMWKMS), von SPIT Festival und im_flieger.
brut nordwest
Nordwestbahnstraße 8-10, 1200 Wien
barrierefrei
Vor der Performance am Fr. 07.11. findet um 19:30 ein Aperitivo und im Anschluss an die Vorstellung ein Artist Talk statt.
Content Notes
Die Performance enthält Nacktheit sowie Darstellungen von sexualisierter Gewalt und Schmerz. Empfohlen ab 16 Jahren.
barrierefrei
Nordwestbahnstraße 8-10, 1200 Wien
U-Bahn: U1, U2 (Praterstern), U4 (Friedensbrücke), U6 (Dresdnerstraße) Tram: 5 (Nordwestbahnstraße) Bus: 5A (Wasnergasse)
barrierefrei
nicht barrierefrei
Zieglergasse 25, 1070 Wien
U-Bahn: U3 (Zieglergasse), Tram: 49 (Westbahnstraße / Zieglergasse)
nicht barrierefrei
nicht barrierefrei
Breitenseer Straße 21, 1140 Wien
U-Bahn: U3 (Hütteldorfer Straße) Tram: 10 (Laurentius Platz), 49 (Hütteldorfer Straße)
barrierefrei
Währinger Straße 59, 1090 Wien
U-Bahn: U6 (Währinger Straße / Volksoper), Tram: 40, 41, 42 (Währinger Straße / Volksoper), 5, 33 (Spitalgasse), 37, 38, 40, 41, 42 (Spitalgasse / Währinger Straße)