Nestervals neueste Arbeit Die Namenlosen setzt sich mit der systematischen Verfolgung und Ermordung homosexueller und trans Menschen während der Zeit des Nationalsozialismus auseinander und wird in Koproduktion mit brut Wien und unter der wissenschaftlichen Begleitung von QWIEN – Zentrum für queere Stadtgeschichte realisiert. Die „queere Volkstheater-Guerilla“ (Kampnagel Hamburg) erhielt 2020 einen Nestroy-Theaterpreis, widmete sich zuletzt Thomas Manns Buddenbrooks und in Die letzten Tage der Nestervals – an Originalschauplätzen – dem Ende der Monarchie in Österreich.
Das Areal des Wiener Nordwestbahnhofs. Am 2. August 1938 wird in der Bahnhofshalle die antisemitische Hass-Ausstellung „Der ewige Jude“ eröffnet. Hetze, Denunziation, Zwangsarbeit, Deportation und der Abtransport von Raubgut bestimmen das Leben vieler. In einer der Hallen auf dem weitläufigen Gelände befindet sich das Lager der Porzellanmanufaktur Nesterval samt zugehöriger Kantine, in der Mitglieder der Familie, Arbeiter*innen und Anrainer*innen einander begegnen. Martha Nesterval, nach außen treue Nationalsozialistin, ist für die Firma vor Ort und soll ihren Neffen unter ihre Fittiche nehmen. Ihr Gatte, ein systemtreuer Arzt, soll den jungen Mann von seiner „träumerischen Art“ heilen. Doch das Umfeld, in das die Tante den Neffen einführt, eröffnet diesem erst recht eine neue Welt. Denn nachts, so heißt es, werde die Firmenkantine zu einer inoffiziellen, geheimen Kaschemme – und zum Zufluchtsort für „Die Namenlosen“, deren Leben bei Tag so oft von Selbstverleugnung, Angst und Bedrohung bestimmt ist. Aber diese aufregende Parallelwelt ist auch gerade dabei, „Stück um Stück und Mensch um Mensch“ vernichtet zu werden. Die Aktivitäten rund um die Kantine und das nächtliche Treiben haben das Interesse der Polizei geweckt, die im Umfeld der Gruppe zu ermitteln beginnt: Es gebe Indizien, die auf unzüchtiges Verhalten und kriminelle Energien schließen ließen. Das Publikum kommt in dieser Nesterval-Produktion so nah an die Charaktere heran wie noch nie, denn es verkörpert die Gedanken der Figuren. Gedanken, die sie ständig durch die Geschichte begleiten.
Das 2011 in Wien gegründete immersive Theaterensemble Nesterval versteht sich als queeres Volkstheater, das Klassiker der Literatur- oder Theatergeschichte in die Gegenwart übersetzt, überzeichnet und dekonstruiert. Im Zentrum jeder Inszenierung stehen die Lust am Spiel, das Schaffen eines theatralen Erlebnisraums und das Einbeziehen des Publikums in die Performance. Der interaktive Handlungsspielraum eröffnet sich durch Empathie, durch überraschende Rollenbesetzung und vor allem durch das Gespräch, das auch nach der Vorstellung zwischen Publikum und Darsteller*innen gesucht und geführt wird. Bei Nesterval steht eine queere Technik der Selbstermächtigung im Vordergrund, bei der die lustvolle Ebene des Spiels immer auch eine politische Dimension hat, aktuelle gesellschaftspolitische Fragen aufgeworfen und verhandelt werden. Die Produktionen basieren stets auf epochalen Erlebnissen der – fiktiven – Familiendynastie Nesterval. Sämtliche der bisher mehr als 25 in Österreich und international gezeigten Produktionen sind ortsspezifisch angelegt und nehmen Bezug auf den kulturellen, sozialen und historischen Hintergrund des jeweiligen Spielorts. So tragen sie zur Dezentralisierung des Kunst- und Kulturbetriebs bei. Das Ensemble besteht aus rund zwanzig Performer*innen, Drag-Artists und Schauspieler*innen, die in unterschiedlichen Formationen die Geschichte der sagenumwobenen Familie Nesterval erzählen.
Triggerwarnung: Das Stück be- und verhandelt u.a. Krieg, Antisemitismus, Diskriminierung und Nationalsozialismus. Es wird dunkle Räume, Darstellungen von Gewalt und Nacktheit geben. Man kann und soll jederzeit bei Unwohlsein die Räume / Szenen verlassen und zurück zur Bar (Safe Space) gehen. Wenn Sie Bedenken bezüglich des Inhalts haben, senden Sie bitte eine E-Mail an team@nesterval.at und die Gruppe wird sich bei Ihnen melden.
„Die Namenlosen ist das komplexeste Stück von Finnland und seinen Mitstreitenden: Man staunt immerzu über den präzisen Ablauf der vielen Parallelaktionen.“ (Kurier)
„Es wird nicht nur geglotzt, sondern mitgedacht, mitgelebt, mitgefühlt.“ (Der Standard)
„Das Ensemble Nesterval lädt zum logistischen Husarenstück auf den Wiener Nordwestbahnhof.“ (Die Presse)
„Unter der Leitung von Martin Finnland glückt dem 21-köpfigen Ensemble eine außergewöhnliche Geschichtsstunde.“ (Wiener Zeitung)
Künstlerische Leitung / Regie Martin Finnland Buch Teresa Löfberg Co-Autor*innen Martin Finnland, Gisa Fellerer, Lorenz Tröbinger Co-Konzept, Anträge & Archiv Martin Walanka Produktion Emilie Kleinszig Bühnenbild Andrea Konrad Set-Bau Andreas Holzmann (Vienna Decoration Company) und Walter Winkelmüller Kostümbild Dritan Kosovrasti Choreographie Marcelo Doño Sekundär-Regie Lorenz Tröbinger Komposition Julian Muldoon Song Texte Sarah Muldoon Sounddesign Alkis Vlassakakis Mitarbeit Stückentwicklung Gisa Fellerer Wissenschaftliche Mitarbeit Andreas Brunner, Jürgen Pettinger Consulting Magie Raphael Macho Team Ausstattung Ruth Grau, Willy Mutzenpachner, Milo Marx, Lorenz Hötzeneder Abendspielleitung Kantine Peter Kraus Grafik Rita Brandneulinger Website Gisa Fellerer Social Media Christopher Wurmdobler Fotografie Alexandra Thompson Trailer Lorenz Tröbinger Regiehospitanz Laura Athanasiadis Kooperationen Lukas Kirisits Buchhaltung & Office Doris Panzer Technik Plan B, Till Gatermann Inspizienz Ela Lankes, Sabine Anders, Sebastian Kieberl Bar Denice Bourbon, Simon Stockinger, Anne Wieben, Norbert Fiedler, Alexandra Thompson, Bernhard Hablé, Eva Deutsch, Jürgen Pettinger, Luki Kirisits, Markus Gorfer
Mit Christopher Wurmdobler, Martin Finnland, Gisa Fellerer, Chiara Seide, Stefan Pauser, Sophie Riedl, Romy Hrubeś, Willy Mutzenpachner, Rita Brandneulinger, Johannes Scheutz, Sven Diestel, Gellert Gerson Butter, Martin Walanka, Laura Hermann, Aston Matters, Lorenz Tröbinger, Peter Kraus, Julia Fuchs, Alkis Vlassakakis, Ela Lankes, Sabine Anders, Sebastian Kieberl, Denice Bourbon, Simon Stockinger, Anne Wieben, Norbert Fiedler, Alexandra Thompson, Bernhard Hablé, Eva Deutsch, Jürgen Pettinger, Luki Kirisits, Markus Gorfer
Besonderer Dank an Tove Grün (Dramaturgische Begleitung), Peter Hörmanseder (Tonaufnahmen), Ari Ban, die ÖBB und die Freund*innen von Nesterval (insbesondere Andrea & Valerie Lenk, Andreas Kauba, Gerhard Mariarcher, Martin Hinterndorfer und Michael Marker) sowie Nikolaus Vogler und (PHKV Rechtsanwälte) und René Lipkovich (SLT Siart Lipkowvich & Team)
Eine Koproduktion mit brut Wien.
Mit freundlicher Unterstützung von MA7 Kultur // BMKÖS // Nationalfonds der Republik Österreich.
Nähe brut nordwest
Nordwestbahnstraße 8–10, 1200 Wien
barrierefrei
Nordwestbahnstraße 8-10, 1200 Wien
U-Bahn: U1, U2 (Praterstern), U4 (Friedensbrücke), U6 (Dresdnerstraße) Tram: 5 (Nordwestbahnstraße) Bus: 5A (Wasnergasse)
nicht barrierefrei
Zieglergasse 25, 1070 Wien
U-Bahn: U3 (Zieglergasse), Tram: 49 (Westbahnstraße / Zieglergasse)
barrierefrei
Eschenbachgasse 11 / Ecke Getreidemarkt, 1010 Wien
U-Bahn: U4, U1 (Karlsplatz), Tram: 1, 2, D, 71 (Burgring), Bus: 57A (Getreidemarkt)