Mit Merve Bedir, Benjamin Foerster-Baldenius / raumlabor berlin & Marina Otero Verzier Moderation: Florian Malzacher

Gesellschaftsspiele. The Art of Assembly XI in Kooperation mit Goethe-Institut / Performing Architecture

ARCHITECTURES OF HOSPITALITY

brut nordwest
Talk / Vorträge, Gespräche, Online-Plattform brut-Reihe in englischer Sprache
{Versammlung} {radikale Demokratie} {Kunst & Politik}

Gastfreundschaft  ist – bei all ihrer scheinbaren Großzügigkeit – ein komplexes Konzept: Wer ist in unsere Gesellschaften, in unsere Versammlungen eingeladen? Welche Beziehungen gibt es zwischen Gästen und Gastgebern? Ist bedingungslose Gastfreundschaft möglich? Die Architektur des öffentlichen Raums, die Infrastrukturen des Zusammenkommens, ihre Grenzen und Schwellen – sie bestimmen maßgeblich, wie wir zusammenkommen können.

Die 11. Ausgabe von The Art of Assembly befasst sich mit physischen Beziehungen von Versammlungen, mit der Organisation von Körpern und Objekten und mit der Frage, wie radikale Konzepte von Demokratie räumlich unterstützt werden können.

Die Architektin und Forscherin Merve Bedir erforscht seit langem Infrastrukturen von Gastfreundschaft und Mobilität sowie die Überreste von Solidarität im urbanen und öffentlichen Raum. Für raumlabor ist Architektur ein Werkzeug auf der Suche nach einer Stadt der Möglichkeiten, wobei sie sich als Aktivisten verstehen, die in der urbanen Landschaft agieren. Und die Architektin und Wissenschaftlerin Marina Otero Verzier interessiert sich dafür, wie die Arbeit von Architekten in Abstimmung mit anderen sozialen und institutionellen Techniken differenzierte Räume schafft, die Begegnungen von Körpern erleichtern oder aber verhindern.

, © Pierre Adenis

Floating University 2018 (raumlabor berlin)

, © Pierre Adenis

Floating University 2018 (raumlabor berlin)

, © Wiener Festwochen / Inés Bacher

Eine Serie von Florian Malzacher & brut Wien

© brut Wien I Art Work Philine Rinnert & Raul Walch

 

art-of-assembly.netVisit art-of-assembly.net for videos, podcasts and background info

   

Ob in Tunis, Kairo, Madrid, Lissabon, in Athen, New York, London oder Istanbul, in Tokio nach Fukushima, inmitten von Niemeyers ikonischer Parlamentsarchitektur in Brasília, unter den Regenschirmen in Hongkong, auf den Straßen von Minneapolis: Die weltweiten sozialen Bewegungen der letzten Jahre waren immer auch geprägt von der Suche nach alternativen Formen des Versammelns, des Argumentierens und des Entscheidens, des Aushandelns von Gemeinschaft und Gesellschaft. Solche Versammlungen wirken nicht nur durch ihre Forderungen. Sie verändern die Realität oft bereits dadurch, dass sie radikalere Modelle von Demokratie praktizieren.

Auch innerhalb der Künste gibt es erneut ein Interesse an Konzepten der Versammlung und am Erzeugen öffentlicher Räume, in denen die Gesellschaft nicht nur gespiegelt, sondern konsequent ausprobiert, aufgeführt, getestet, anders gedacht oder gar neu erfunden wird: Gerichtsverhandlungen über Kunstfreiheit, Religion und Zensur; Tribunale über Ausbeutung und Gewalt; Gipfeltreffen über Klimawandel oder Kulturpolitik; Parlamente, in denen diejenigen sprechen, die sonst zum Schweigen gebracht werden … Insbesondere das Theater ist zu einer Bühne für Versammlungen auf dem schmalen Grat zwischen Kunst und Wirklichkeit geworden, zu einer demokratischen Arena der radikalen Imagination.

Doch welche Zukunft hat die Idee der Versammlung nach Monaten eines Ausnahmezustands, der so ziemlich alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens aus dem Takt gebracht hat? Gesellschaftsspiele: The Art of Assembly bringt seit Herbst 2020 regelmäßig Protagonist*innen aus verschiedenen Bereichen von Kunst, Politik und Theorie zusammen, um über die Zukunft der Versammlung zu spekulieren – in einer Zeit, in der wir gelernt haben, wie flüchtig Gewissheiten sein können, und in der jede Form des physischen Miteinanders prekär geworden ist.

 

Die Gäste des Abends:

Merve Bedir ist Architektin und Forscherin. Sie hat einen BA in Architektur von der Middle East Technical University, Ankara/Türkei (2003) und einen PhD von der Delft University of Technology/Niederlande (2017). Sie ist Mitbegründerin des Architektur- und Stadtplanungsbüros Land and Civilization Compositions, Rotterdam/Niederlande und Hongkong, und der Aformal Academy, Shenzhen/China und Hongkong. Ihre Forschung konzentriert sich auf menschliche und nicht-menschliche Ströme und Infrastrukturen sowie auf das Eindringen fortschrittlicher Technologien in gebaute Umgebungen. Bedir kuratierte die Ausstellungen uncommon river, Plovdiv/Bulgarien und Vocabulary of Hospitality, Istanbul/Türkei, und war Mitkuratorin von Automated Landscapes, Shenzhen/China. Ihre Arbeiten wurden auf den Biennalen von Venedig/Italien, Istanbul Design/Türkei, Shenzhen/China, Saõ Paulo/Brasilien und der Oslo Triennale/Norwegen gezeigt. Sie hat u. a. für das Harvard Design Magazine, AD Magazine, Volume und Funambulist geschrieben. Bedir unterrichtete an der Universität Hongkong, am Hong Kong Design Institute, an der Columbia GSAPP in New York/USA und an der Delft University of Technology. Bedir ist Gründungsmitglied der Initiative Migrant Kitchen in Gaziantep/Türkei sowie des Center for Spatial Justice (MAD) in Istanbul. Ihre Arbeit wurde u. a. vom Prince Claus Fund, der European Cultural Foundation, dem EU-Programm Creative Europe und dem UNDP unterstützt und in The Guardian, dem Metropolis Magazine und der Avery Review besprochen.

Benjamin Foerster-Baldenius / raumlabor berlin ist ein in Berlin ansässiger Architekt. Er gründete 1997 das "Institut für Angewandte Baukunst". Er ist eines der Mitglieder von raumlabor, einem Kollektiv von Architekten, das seit 1999 an der Schnittstelle von Architektur, Forschung, Stadtplanung und Kunst arbeitet und das bei der 9., 10., 11. 12. und 13. Architekturbiennale in Venedig vertreten war. 2010/11 war er Professor für Architektur an der Akademie für Kunst, Architektur und Design in Prag (VSUP) und unterrichtet und leitet seither verschiedene Workshops an verschiedenen Kunst-, Architektur- und Designinstitutionen in Europa. 2021 wurde raumlabor berlin auf der Architekturbiennale in Venedig mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet.

Marina Otero Verzier ist eine in Rotterdam ansässige Architektin. Sie ist Forschungsdirektorin am Het Nieuwe Instituut (HNI) und Leiterin des Social Design MA an der Design Academy Eindhoven. Am HNI arbeitet Otero daran, Forschungsprojekten, Praktiken und Initiativen, die von etablierten Denkweisen abweichen, Sichtbarkeit zu verschaffen. Beispiele hierfür sind Automated Landscapes (mit Schwerpunkt auf neu entstehende Architekturen durch automatisierte Arbeit) und BURN-OUT. Exhaustion on a planetary scale (Anstiftung zu anderen Formen der Koexistenz und der Pflege artenreicher, kollektiver Körper). Zuvor war sie Direktorin für globale Netzwerkprogramme bei Studio-X in New York. Otero war Mitglied des künstlerischen Teams der Manifesta 13 und Kuratorin von WORK, BODY, LEISURE, dem niederländischen Pavillon auf der 16. internationalen Architekturbiennale in Venedig 2018. Mit der After Belonging Agency war sie Chefkuratorin der Oslo Architektur Triennale 2016. Sie studierte an der TU Delft und ETSA Madrid sowie an der Columbia University GSAPP. Im Jahr 2016 promovierte Otero an der ETSA Madrid.

Florian Malzacher ist freier Kurator, Dramaturg und Autor. Von 2012 bis 2017 war er Künstlerischer Leiter des Impulse Theater Festivals (Düsseldorf, Köln und Mülheim/Ruhr), davor sieben Jahre Leitender Dramaturg / Kurator des Festivals steirischer herbst (Graz). Er (co-)kuratierte u. a. die Internationale Sommerakademie (Mousonturm Frankfurt, 2002 und 2004), Dictionary of War (2006/07), Truth is Concrete in Graz (2012), Aneignungen im Ethnologischen Museum Berlin / Humboldt Lab (2015), Artist Organisations International (HAU Berlin, 2015), Vom Möglichkeitssinn zum Jahrestag der Russischen Revolution (St. Petersburg, 2017), Training for the Future (mit Jonas Staal, Ruhrtriennale, 2018/19) und Nach dem Beaufsichtigen der Maschinen (2020). Als Dramaturg arbeitete er u. a. mit Rimini Protokoll, Lola Arias (ARG), Mariano Pensotti (ARG) oder Nature Theater of Oklahoma (USA). Florian Malzacher ist Herausgeber und Autor zahlreicher Essays und Bücher zu Theater und Performance sowie zum Verhältnis von Kunst und Politik. Zuletzt erschien 2020 sein Buch Gesellschaftsspiele. Politisches Theater heute im Alexander Verlag Berlin.

Die Reihe The Art of Assembly basiert auf Florian Malzacher, Gesellschaftsspiele. Politisches Theater heute, Berlin: Alexander Verlag, 2020, www.art-of-assembly.net.

Weitere Informationen, Podcasts, Statements

https://art-of-assembly.net/

Ausgabe VII: Agonistic Gatherings
mit Didier Eribon, Chantal Mouffe

Ausgabe VI: Assembling More Than Humans
mit (Radha D‘Souza, Sibylle Peters

Ausgabe V: Versammlung der Vielen
mit Eduard Freudmann, Gin Müller, Heidrun Primas, Philine Rinnert

Ausgabe IV: Choirs of Precarity & Power
mit Claudia Bosse, The Church of Stop Shopping, Alia Mossallam

Ausgabe III: Assemblism
mit Jonas Staal, Jodi Dean

Ausgabe II: Assemblies as Backbones of Social Movements
mit Oliver Ressler, Julia Ramírez-Blanco

Ausgabe I: Assembly as Preenactment
mit Oliver Marchart, Dana Yahalomi

Moderation: Florian Malzacher

 

Credits

Bisherige Gäste Didier Eribon, Chantal Mouffe, D‘Souza & Sibylle Peters, Eduard Freudmann, Gin Müller, Heidrun Primas, Philine Rinnert, Claudia Bosse, The Church of Stop Shopping, Alia Mossallam, Jonas Staal, Jodi Dean, Oliver Ressler, Julia Ramírez-Blanco, Oliver Marchart, Dana Yahalomi. Zukünftige Gäste u. a. Nora Sternfeld u.a. andcompany&Co., School of Activism / NT Gent mit Milo Rau u.v.m.

The Art of Assembly – Gesellschaftsspiele, eine Reihe von Florian Malzacher und brut Wien, in Kooperation mit Münchner Kammerspiele, Wiener Festwochen, Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz (Berlin), BIT Teatergarasjen / METEOR 2021 und Goethe-Institut / Performing Architecture.

Termine & Tickets

Bitte lesen Sie unsere Covid-19-Regelungen hier
   

INFO: Eine Anmeldung ist nur nötig für den Besuch der Veranstaltung im brut nordwest. Der Livestream ist ohne Anmeldung auf brut-wien.at zugänglich.

Bei einem Besuch im brut nordwest gilt die 2G+ Regel. Weitere Informationen

November 2021

Sa. 20.11.2021, 19:00
Eintritt frei, bitte anmelden. Eine Anmeldung ist nur nötig für den Besuch der Veranstaltung im brut nordwest. Der Livestream ist ohne Anmeldung auf brut-wien.at zugänglich.

brut nordwest
Nordwestbahnstraße 8-10, 1200 Wien

Empfohlene Veranstaltungen

24.09.2021 - 20.11.2021

Teil 2: brut Wien und Schauspielhaus Wien

Konferenz: ÜBERSCHREITEN UND ÜBEREIGNEN (Teil 2)

Urbane Dramaturgien, kuratorische Praxen, erweiterte Räume

Konferenz

15.12.2021, 19:00

Gesellschaftsspiele. The Art of Assembly XII – PARLIAMENTS OF THINGS AND BEINGS

ABGESAGT: Aus gesundheitlichen Gründen kann die Veranstaltung nicht stattfinden. Der Termin soll zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt werden.

Vorträge, Gespräche, Online-Plattform / Talk
brut-Reihe
in englischer Sprache

Dezember 2024
Mo Di Mi Do Fr Sa So
            01
02 03 04 05 06 07 08
09 10 11 12 13 14 15
16 17 18 19 20 21 22
23 24 25 26 27 28 29
30 31          

brut all over Vienna

brut nordwest

barrierefrei

Nordwestbahnstraße 8-10, 1200 Wien
U-Bahn: U1, U2 (Praterstern), U4 (Friedensbrücke), U6 (Dresdnerstraße) Tram: 5 (Nordwestbahnstraße) Bus: 5A (Wasnergasse)

Dezember 2024
Karin Pauer
AVA
Dezember 2024
Theresa Scheinecker / Ray, Katharina Senk / Senki
DeepDive into Dancing
Dezember 2024
VIENNA IMPROVISERS ORCHESTRA
unfolding poetic vision(s) on common ground
Jänner 2025
Gin Müller, Laura Andreß & Team
JUSTITIA! Data Ghosts
Jänner 2025
Carolin Jüngst, Lisa Rykena, Theresa Scheinecker / Ray, Katharina Senk / Senki
Künstlerische Audiodeskription in Tanz und Performance
Jänner - Februar 2025
Rykena/Jüngst
TRANSFIGURED
Februar 2025
Doris Uhlich
Come Back Again
Februar 2025
Fia Neises & Liv Schellander
Dramaturgie blind inklusiv
März 2025
Henrike Iglesias & Miss Theatre
AFTERLIVES

studio brut

nicht barrierefrei

Zieglergasse 25, 1070 Wien
U-Bahn: U3 (Zieglergasse), Tram: 49 (Westbahnstraße / Zieglergasse)

Jänner 2025
varukt | Inge Gappmaier
protect. there is no wind in geometrical worlds

brut im Exhibit Eschenbachgasse

barrierefrei

Eschenbachgasse 11 / Ecke Getreidemarkt, 1010 Wien
U-Bahn: U4, U1 (Karlsplatz), Tram: 1, 2, D, 71 (Burgring), Bus: 57A (Getreidemarkt)

Februar 2025
Sööt/Zeyringer
Invisible Collection