Ausgehend vom immer wiederkehrenden Freispruch des mutmaßlichen „Patient Zero“ Gaëtan Dugas setzt sich Aids Follies mit der Geschichte des berühmt-berüchtigten HI-Virus auseinander: Widerstreitende Entstehungstheorien, queerer Aktivismus und medizinische Kampfbegriffe sind die Bausteine für eine Mischung aus Lecture-Performance, musikalischer Revue und Polittheater. Auf der Bühne performen zu den Songs des Komponisten Genoël von Lilienstern Popsängerin Valerie Renay, Vokalartistin Sirje Viise, Bariton und Dragperformer Shlomi Moto Wagner und Schauspieler Hauke Heumann.
Mit ihrem neuen Projekt setzen Johannes Müller und Philine Rinnert ihre Arbeit an einer hybriden Form des Musiktheaters fort. Aids Follies verknüpft dokumentarische Fundstücke, neue Kompositionen und Popkultur. Den in regelmäßigen Abständen immer wieder durch die Medien geisternden Freispruch des legendenumwobenen Patient Zero Gaëtan Dugas nehmen sie zum Anlass für eine Auseinandersetzung mit der Krankheit AIDS und ihrer Bedeutung in der Wiederholung von Stereotypen und nationalen Frontlinien. Ausgehend von Gesprächen mit Zeitzeug*innen, Forscher*innen, Ärzt*innen und Aktivist*innen entsteht eine virus-biografische Show, die politische Meinungsmache und gesellschaftliche Feindbilder aufdeckt. Komponist Genoël von Lilienstern überträgt Entwicklungsphänomene aus dem HI-Viren-Zyklus in Klangerfahrung, vertont dokumentarische Artefakte und bezieht sich immer wieder auf musikalische Recherche-Fundstücke.
Die Bühnenbildnerin Philine Rinnert und der Opernregisseur Johannes Müller arbeiten seit 2009 an gemeinsamen Musiktheaterprojekten, die Vergangenheit, Wirkung und Techniken der Oper, aber auch der Unterhaltungsindustrie, sowie Pop und Queer Culture ins Visier nehmen. Ihre Arbeiten wurden u. a. in den Sophiensaelen Berlin, bei Kampnagel Hamburg und in der Staatsoper Stuttgart gezeigt.
Der Komponist Genoël von Lilienstern arbeitet in den Bereichen instrumentale Komposition, Musiktheater und Installation. Seine international von renommierten Ensembles aufgeführten Werke reichen von Orchesterstücken mit Vintage-Synthesizern und abendfüllenden Musiktheatern bis hin zu Solostücken und experimentellen Performances.
„Eine Reise zurück in vier Dimensionen, sich vorwärts und rückwärts bewegend durch Raum und Zeit, ist AIDS FOLLIES eher eine Untersuchung als eine Unterrichtsstunde. Das Stück unterhält, anstatt zu belehren. Sound-Fetzen deutscher Werbungen, amerikanisches TV-Material, eigentümliche, aber faszinierende Kompositionen in Französisch, Englisch, Deutsch schärfen die Wahrnehmung und nehmen den Zuschauer mit auf einen Trip ins Stigma-Wunderland. Auf der Hälfte des Abends kam mir ein Gedanke: Ich sehe hier die mutigste Annäherung an das Thema AIDS seit Lady Di.“
(Thorsten Schwick, Boner Magazine)
„Zu Video-, Körperkunst und Spielszenen kommen die elektroakustischen Kompositionen und Songs von Genoël von Lilienstern. Mal düster und sphärisch, mal experimentell, mal humorvoll oder operetten- und musicalhaft. Rinnert und Müller setzen auf Überforderung. Bilder, Videos, Musik,Performance und Fakten - alles prasselt ohne Pause auf die Zuschauer ein. Die Revue nimmt sich ein hoch aktuelles Thema vor, sie macht das klug und zeigt: Es ist egal, wie und wo der tödliche Virus zuerst auftauchte. Alle sind betroffen, aber er wird heute nicht mehr ernst genug genommen und die Stereotypen sind heute nicht weg, sondern nur andere. "Aids Follies" findet für all das immer wieder originelle Bilder.“
(Nadine Kreuzahler, InfoRadio/RBB)
„In einer Art Collage aus Video-Dokumenten, Verschwörungstheorien und ekklektizistischen Klang- und Bewegungsperformances hat Regisseur Johannes Müller einen dunklen Hybrid verschiedener Theaterformen erschaffen. AIDS FOLLIES ist kein leichtes Stück: Die Video-Dokumente und Erfahrungsberichte sind intensiv und scheinen einer alten Folge Akte-X entsprungen zu sein. Die musikalischen Nummern und Labor-Performances machen das Stück zu einer Zeitreise in die 80er- und 90er-Jahre. Neben all diesen Fragmenten aus vergangenen Zeiten stehen immer wieder Einblicke in die Situation von Heute: Statistiken über steigende Infektionsraten, aber auch die Hoffnung auf Impfung und Behandlungen durch PreP. Besonders intensiv: Ein enigmatisches Gedicht aus den Anfangs-Zeiten der Epidemie - im Gegensatz zur brutalen Analyse der Geschichte der Krankheit ein intimer und emotionaler Moment.“
(Claudio Rimmele, iheart Berlin)
Regie und Konzept Johannes Müller Ausstattung und Konzept Philine Rinnert Komposition Genoël von Lilienstern Video Benjamin Krieg, Phillip Hohenwarther Klangregie Genoël von Lilienstern Mit Hauke Heumann, Valerie Renay, Shlomi Moto Wagner, Sirje Aleksandra Viise Zusätzlicher Text Daniel Sauermilch Recherchemitarbeit Ngefor Akamangwa Produktionsleitung ehrliche arbeit – freies Kulturbüro
Eine Koproduktion von Johannes Müller, Philine Rinnert und brut Wien, Theater Rampe Stuttgart und SOPHIENSÆLE. Berlin.
Gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes und die Senatskanzlei für Kultur und Europa. Mit freundlicher Unterstützung des Residenzprogramms des Frankfurt LAB 2017 und des Goethe Instituts.
studio brut
Zieglergasse 25, 1070 Wien
Dauer ca. 95 min.
barrierefrei
Nordwestbahnstraße 8-10, 1200 Wien
U-Bahn: U1, U2 (Praterstern), U4 (Friedensbrücke), U6 (Dresdnerstraße) Tram: 5 (Nordwestbahnstraße) Bus: 5A (Wasnergasse)
barrierefrei
Währinger Straße 59, 1090 Wien
U-Bahn: U6 (Währinger Straße / Volksoper), Tram: 40, 41, 42 (Währinger Straße / Volksoper), 5, 33 (Spitalgasse), 37, 38, 40, 41, 42 (Spitalgasse / Währinger Straße)
barrierefrei
Vogelweidplatz 13, 1150 Wien
U-Bahn: U6 (Burggasse-Stadthalle) / Bus: 48A (Moeringgasse) / Tram: 9 (Camillo Sitte Gasse)
nicht barrierefrei
Ort wird nach der Anmeldung bekannt gegeben
nicht barrierefrei
Zieglergasse 25, 1070 Wien
U-Bahn: U3 (Zieglergasse), Tram: 49 (Westbahnstraße / Zieglergasse)
barrierefrei
Zieglergasse 26A, 1070 Wien
U-Bahn: U3 (Zieglergasse), Tram: 49 (Westbahnstraße/Zieglergasse), Bus 13A (Neubaugasse)