Florian Malzacher

Gesellschaftsspiele: The Art of Assembly XIX

SAFE VS. BRAVE? ART BETWEEN SANCTUARY AND CONFRONTATION mit Miriam Ibrahim, Edit Kaldor und Ingo Niermann / Army of Love

Online Livestream auf brut-wien.at
brut-Reihe / Vorträge, Gespräche, Online-Plattform in englischer Sprache
{Versammlung} {Radikale Demokratie} {Kunst & Politik}

Zeitgenössische Bühnen sind oft zu Orten geworden, an denen die eigenen Verletzungen, Traumata oder Scham gezeigt werden. Theater als geschützter Raum – ganz im Sinne eines Konzepts, das in den 1960er-Jahren in den USA in der Frauen- und Bürgerrechtsbewegung aufkam: ein Raum, in dem man über die eigenen Erfahrungen, Ziele und Strategien kommunizieren kann, ohne bereits mit dem permanenten Widerstand derer konfrontiert zu sein, die ohnehin alle Diskurse dominieren. Aber so wichtig der Schutz vor Beleidigung, Verletzung und Retraumatisierung auch ist – muss das Theater nicht auch ein Raum sein, in dem es keine Grenzen der Meinungsfreiheit gibt, in dem alles offen und radikal diskutiert werden kann? Vielleicht geht diese oft wiederholte Gegenüberstellung aber auch schon in die falsche Richtung.

Die deutsch-äthiopische Dramaturgin und Regisseurin Miriam Ibrahim setzt sich in ihrer Arbeit immer wieder mit Themen wie Postkolonialismus und Rassismus auseinander und hinterfragt dabei auch die Institution des Theaters als sicheren Raum. Die ungarisch-niederländische Theatermacherin Edit Kaldor schafft mit Inventory of Powerlessness einen mutigen Raum für Menschen mit unterschiedlichsten Erfahrungen, der gleichzeitig die Protagonist*innen in der Begegnung mit dem Publikum schützen muss. Der deutsche Künstler Ingo Niermann und die Army of Love propagieren die Idee der Umverteilung von Liebe mit kollektiven Ritualen der Fürsorge und Zärtlichkeit sowohl für das Bekannte als auch für das Unbekannte.

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Über die Reihe Gesellschaftsspiele: The Art of Assembly

 Ob in Tunis, Kairo, Madrid, Lissabon, in Athen, New York, London oder Istanbul, in Tokio nach Fukushima, inmitten von Niemeyers ikonischer Parlamentsarchitektur in Brasília, unter den Regenschirmen in Hongkong, auf den Straßen von Minneapolis: Die weltweiten sozialen Bewegungen der letzten Jahre waren immer auch geprägt von der Suche nach alternativen Formen des Versammelns, des Argumentierens und des Entscheidens, des Aushandelns von Gemeinschaft und Gesellschaft. Solche Versammlungen wirken nicht nur durch ihre Forderungen. Sie verändern die Realität oft bereits dadurch, dass sie radikalere Modelle von Demokratie praktizieren.

Auch innerhalb der Künste gibt es ein erneutes Interesse an Konzepten der Versammlung und am Erzeugen öffentlicher Räume, in denen die Gesellschaft nicht nur gespiegelt, sondern konsequent ausprobiert, aufgeführt, getestet, anders gedacht oder gar neu erfunden wird: Gerichtsverhandlungen über Kunstfreiheit, Religion und Zensur; Tribunale über Ausbeutung und Gewalt; Gipfeltreffen über Klimawandel oder Kulturpolitik; Parlamente, in denen diejenigen sprechen, die sonst zum Schweigen gebracht werden … Insbesondere das Theater ist zu einer Bühne für Versammlungen auf dem schmalen Grat zwischen Kunst und Wirklichkeit geworden, zu einer demokratischen Arena der radikalen Imagination.

Doch welche Zukunft hat die Idee der Versammlung nach Monaten eines Ausnahmezustands, der so ziemlich alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens aus dem Takt gebracht hat? Gesellschaftsspiele: The Art of Assembly bringt Protagonist*innen aus verschiedenen Bereichen von Kunst, Politik und Theorie zusammen, um über die Zukunft der Versammlung zu spekulieren – in einer Zeit, in der wir gelernt haben, wie flüchtig Gewissheiten sein können, und in der jede Form des physischen Miteinanders prekär geworden ist.

Die Reihe Gesellschaftsspiele: The Art of Assembly basiert auf

Florian Malzacher, Gesellschaftsspiele. Politisches Theater heute, Berlin: Alexander Verlag, 2020, www.art-of-assembly.net.

Florian Malzacher ist freier Kurator, Dramaturg und Autor. Von 2012 bis 2017 war er künstlerischer Leiter des Impulse Theater Festivals (Düsseldorf, Köln und Mülheim an der Ruhr), davor sieben Jahre leitender Dramaturg/Kurator des Festivals steirischer herbst (Graz). Er (co-)kuratierte u. a. die Internationale Sommerakademie (Mousonturm Frankfurt, 2002 & 2004), „Dictionary of War“ (2006/07), „Truth is Concrete“ in Graz (2012), „Aneignungen“ im Ethnologischen Museum Berlin / Humboldt Lab (2015), „Artist Organisations International“ (HAU Berlin, 2015), „Vom Möglichkeitssinn“ zum Jahrestag der Russischen Revolution (St. Petersburg, 2017), „Training for the Future“ (mit Jonas Staal, Ruhrtriennale, 2018/19) und „Nach dem Beaufsichtigen der Maschinen“ (2020). Als Dramaturg arbeitete er u. a. mit Rimini Protokoll, Lola Arias (AR), Mariano Pensotti (AR) und Nature Theater of Oklahoma (US). Florian Malzacher ist Herausgeber und Autor zahlreicher Essays und Bücher zu Theater und Performance sowie zum Verhältnis von Kunst und Politik. Zuletzt erschien 2020 sein Buch Gesellschaftsspiele. Politisches Theater heute im Alexander Verlag Berlin.

Im November und Dezember finden weitere Ausgaben von Gesellschaftsspiele: The Art of Assembly statt. Infos dazu folgen in Kürze unter brut-wien.at.

 

Credits

Mit Judith Butler,Oliver Marchart, Chantal Mouffe, Antonio Negri, Sibylle Peters, Julia Ramírez-Blanco, Milo Rau, Oliver Ressler, Dana Yahalomi / Public Movement, Jodi Dean, Jonas Staal u. v. m. Kuratiert von Florian Malzacher. Eine Produktion von brut – Koproduktionshaus Wien GmbH. In Kooperation mit Goethe Institut – Performing Architecture, Münchner Kammerspiele, Wiener Festwochen, Kunsthalle Wien, Volksbühne (Berlin), BIT Teatergarasjen (Bergen), Theater Neumarkt (Zürich), NT Gent.

Termine & Tickets

Statt Azadeh Sharifi wird Miriam Ibrahim zu Gast sein. 

Oktober 2022

Fr. 07.10.2022, 20:00
Eintritt frei / Livestream: brut-wien.at

Online Livestream auf brut-wien.at

Empfohlene Veranstaltungen

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