In einem achtzig Meter langen leer stehenden Gewächshaus im Floridsdorfer Donaufeld startete das Künstler*innenkollektiv Club Real im Herbst 2018 einen einjährigen demokratiepolitischen Feldversuch. 450 Arten von Organismen, die hier siedeln, wurden in einem Parlament von menschlichen Vertreter*innen repräsentiert. Nach Einführung von Legislative und Exekutive braucht es in einer richtigen Demokratie auch eine Vertretung der Judikative. Im Justizpalast der Volksherrschaft im Garten wird das Publikum zu Richter*innen über die Politik der Organismen.
Mit Volksherrschaft im Garten schafft Club Real das anthropozentrische Weltbild und die imperiale Trennung zwischen Menschen und natürlichen Ressourcen ab. In parlamentarischen Sitzungen wurden die Probleme des Zusammenlebens und die kollektive Nutzung der Fläche im Gewächshaus verhandelt. Wie begegneten sich Pflanzen, Blattläuse und Schnecken im parlamentarischen Kontext? Was will das Wolbachia-Bakterium? Wovon träumt der Trauerrosenkäfer? Bakterien, Pilze, Pflanzen und Tiere sind die Bürger*innen der Volksherrschaft, aus denen das Los die Mitglieder des Parlaments bestimmt hat.
Nach einem halben Jahr demokratischer Politik zeigt sich die Notwendigkeit einer unabhängigen Justiz: Stehen die beschlossenen Gesetze im Einklang mit der Verfassung und der Allgemeinen Deklaration der Organismenrechte? Im Justizpalast der Volksherrschaft im Garten wird das brut-Publikum zu Richter*innen über die Politik der Organismen.
Neben Performance und interaktiver Audio-Installation gibt es eine Podiumsdiskussion mit Jutta Wangemann, Dr. Hannes Anbelang und Expert*innen aus Politikwissenschaft und Biologie.
Die Künstler*innengruppe Club Real verwirklicht seit dem Jahr 2000 partizipative, ortsspezifische Projekte: Installationen, Eins-zu-eins-Begegnungen, politische Rollenspiele und partizipative Stadtentwicklungsprojekte laden die Besucher*innen dazu ein, alternative Realitätsentwürfe mitzugestalten. Aktuell arbeitet Club Real in Wien und ab 2019 auch in Berlin an dem Projekt Jenseits der Natur–Volksherrschaft im Garten, dem demokratiepolitischen Feldversuch einer speziesdiversen Regierungsform, und wird bei der Biennale 2019 in Havanna gemeinsam mit dem arte contextual centro LASA das Projekt LASA 10 Carnival verwirklichen.
Freitag:
Moderation: Jutta Wangemann (Dramaturgin und Kuratorin, Berlin)
Gäste:
Alexander Springer (Diplomat) Julianna Fehlinger (Österreichische Berg- und Kleinbäuer_innen Vereinigung Via campesina, solidarische Landwirtschaft) Hannes Anbelang (Club der Organismen)
Samstag:
Moderation: Jutta Wangemann (Dramaturgin und Kuratorin, Berlin)
Gäste:
Barbara Cargnelli-Weichselbaum (Institut für Staats- und Verwaltungsrecht Universität Wien) Franz Essl (Department für Botanik und Biodiversitätsforschung, Universität Wien) Luise Ehrendorfer-Schratt (Department für Botanik und Biodiversitätsforschung, Universität Wien) Hannes Anbelang (Club der Organismen)
Ein Projekt von Club Real, gefördert von KÖR – Kunst im öffentlichen Raum Wien in Koproduktion mit brut Wien.
Mit freundlicher Unterstützung der Kulturabteilung der Stadt Wien und des Bezirks Floridsdorf.
Herzlichen Dank an Sägewerk Holzhandel Franz Burger.
studio brut
Zieglergasse 25, 1070 Wien
barrierefrei
Nordwestbahnstraße 8-10, 1200 Wien
U-Bahn: U1, U2 (Praterstern), U4 (Friedensbrücke), U6 (Dresdnerstraße) Tram: 5 (Nordwestbahnstraße) Bus: 5A (Wasnergasse)
nicht barrierefrei
Zieglergasse 25, 1070 Wien
U-Bahn: U3 (Zieglergasse), Tram: 49 (Westbahnstraße / Zieglergasse)
barrierefrei
Eschenbachgasse 11 / Ecke Getreidemarkt, 1010 Wien
U-Bahn: U4, U1 (Karlsplatz), Tram: 1, 2, D, 71 (Burgring), Bus: 57A (Getreidemarkt)