Lucie Strecker und Klaus Spiess arbeiten seit Langem an der Schnittstelle von Performance, bildender Kunst und Naturwissenschaft. Gemeinsam mit dem Medienwissenschaftler und Kurator Jens Hauser, der den Begriff der Mikroperformativität geprägt hat, und dem Choreografen Oleg Soulimenko entwickeln sie nun ein experimentelles Symposium mit begleitender Ausstellung. Hier werden kontroverse Perspektiven auf Mikroperformativität hinsichtlich ihres Potenzials für eine sozioökonomische Wende ausgetauscht. Inhalt wie Form dieses Austauschs setzen ein ökonomisches, performatives und biologisches Experiment in Gang.
Eine der zentralen Fragen, denen im Dezember im AIL nachgegangen wird, lautet: Wie schaffen wir Bewusstsein für eine neue ökologische Ökonomie – für ein Haushalten, bei dem Menschen und nichtmenschliche Akteure ein Kollektiv bilden, statt verfügbare Objekte und ausbeutbare Ressourcen zu sein? Zur Beantwortung dieser Frage kommen internationale Künstler*innen, Wissenschaftler*innen und Expert*innen zusammen und richten den Fokus auf die Potenziale von Materie, Molekülen, Bakterien, tierischen und pflanzlichen Zellen.
Der Blick auf kleinste organische Zusammenhänge mithilfe der Verbindung von neuester Forschung und performativer Kunst soll für Akteur*innen und Teilnehmer*innen deren revolutionäres Potenzial sichtbar machen. Derartige „Microperformances“ stellen den Menschen als unumstößlichen Mittelpunkt infrage und damit sein Handeln in einem globalen High-Tech-Kapitalismus. Applied Microperformativity: Live Arts for a Radical Socio-Economic Turn eröffnet eine experimentelle Begegnungszone für die Auseinandersetzung mit neuen interdisziplinären Ansätzen.
Lucie Strecker ist Künstlerin und Performerin. Sie leitet derzeit das FWF-Forschungsprojekt „The Performative Biofact“ an der Universität für angewandte Kunst Wien. Klaus Spiess ist assoziierter Professor an der Medizinischen Universität Wien und leitet dort das Programm „Art and Science“. Gemeinsam haben sie vielfach ausgestellt und performt, u. a. im Tanzquartier, Wien, im Belvedere, Wien, im Onassis Center, Athen, oder in der Broad Gallery, Los Angeles. 2015 wurden sie mit dem Prix Ars Electronica ausgezeichnet.
Jens Hauser lebt und arbeitet als Kurator, Autor und Medienwissenschaftler in Kopenhagen und Paris. Er hat u. a. folgende Ausstellungen kuratiert: L’Art Biotech (Nantes 2003), Still, Living (Perth 2007), sk-interfaces (Liverpool 2008 / Luxemburg 2009) sowie die Article Biennale (Stavanger 2008), Transbiotics (Riga 2010), Synth-ethic (Wien 2011) Fingerprints … (Berlin 2011 / München 2012), assemble | standard | minimal (Berlin 2015), SO3 (Belfort 2015) und Wetware (Los Angeles 2016). Der russische
Performancekünstler und Choreograf Oleg Soulimenko lebt und arbeitet in Wien. 1990 gründete er das Saira Blanche Theatre, dessen provokative Performances durch die Welt tourten. Seine Performances wurden u. a. im brut, bei den Wiener Festwochen, bei ImPulsTanz, beim Theaterfestival Impulse und im Kaaitheater Brüssel gezeigt.
Weitere Informationen und genaues Programm unter:
applied-microperformativity.net
Kuratiert von Lucie Strecker, Klaus Spiess und Jens Hauser
Mit Beiträgen von u.a. Daniel Aschwanden (AT), Irini Athanassakis (GR/TN), Alex Bailey (UK), David Berry (US/AT), Nehle Dick (AT), Tagny Duff (CA), Eben Kirksey (AU/USA), Sylvia Eckermann (AT), Thomas Feuerstein (AT), Max Haiven (CA), Jens Hauser (DE/DK/FR), Krōōt Juurak (EE/AT), Eben Kirksey (US), Johannes Lernpeiss (AT), Jim Libby (US), Gerald Nestler (AT), Brigitte Marschall (AT), Dana Papachristou (GR), Bastian Pets (AT), Roland Rauschmeier (DE/AT), Ingeborg Reichle (DE/AT), Hans-Jörg Rheinberger (DE), Chris Salter (US/CA), Peter Szely (AT), Oleg Soulimenko (RU), Klaus Spiess (AT), Lucie Strecker (DE/AT), Elisabeth Bakambamba Tambwe (FR/AT), Cassie Thornton (US), Paul Vanouse (US), Victoria Vesna (US), Roman Widholm (AT), Ann Liv Young (US)
Eine Kooperation der Wiener Gruppe für biomediale Performance mit brut Wien und dem Angewandte Innovation Laboratory AIL. Mit freundlicher Unterstützung des Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF): V501, der Medizinischen Universität Wien und der Kulturabteilung der Stadt Wien.
brut im AIL Angewandte Innovation Lab
Franz-Josefs-Kai 3, 1010 Wien
barrierefrei
Nordwestbahnstraße 8-10, 1200 Wien
U-Bahn: U1, U2 (Praterstern), U4 (Friedensbrücke), U6 (Dresdnerstraße) Tram: 5 (Nordwestbahnstraße) Bus: 5A (Wasnergasse)
nicht barrierefrei
Zieglergasse 25, 1070 Wien
U-Bahn: U3 (Zieglergasse), Tram: 49 (Westbahnstraße / Zieglergasse)
barrierefrei
Eschenbachgasse 11 / Ecke Getreidemarkt, 1010 Wien
U-Bahn: U4, U1 (Karlsplatz), Tram: 1, 2, D, 71 (Burgring), Bus: 57A (Getreidemarkt)