Peter Stamer + Frank Willens

On Truth and Lie in an Extra-Moral Sense

Kunsthistorisches Museum/Neue Burg
Performance zeitgenössischer Tanz in englischer Sprache
FEEDBACK 2017
{Nietsche tanzen} {außermoralische Sinnlichkeit} {philosophy on stage}

Posthume Fragmente. „In irgendeinem abgelegenen Winkel des in zahllosen Sonnensystemen flimmernd ausgegossenen Weltalls gab es einmal ein Gestirn, auf dem kluge Tiere das Erkennen erfanden. Es war die hochmütigste und verlogenste Minute der “Weltgeschichte”: aber doch nur eine Minute. Nach wenigen Atemzügen der Natur erstarrte das Gestirn, und die klugen Tiere mussten sterben.“ (Friedrich Nietzsche, 1873)

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Peter Stamer + Frank Willens - On Truth and Lie in an Extra-Moral Sense

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Peter Stamer + Frank Willens - On Truth and Lie in an Extra-Moral Sense

, © Toni Montana Studios

Peter Stamer + Frank Willens - On Truth and Lie in an Extra-Moral Sense

, © Peter Empl

Peter Stamer + Frank Willens - On Truth and Lie in an Extra-Moral Sense

Angesichts der Unendlichkeit erscheint die Zeit des Menschen, die dieser auf der Welt verbringt, als klägliches, ja lächerliches Unterfangen. Dieser Einsicht in die Vergeblichkeit seiner Existenz setzt der Mensch die Sprache der Erkenntnis entgegen, die ihm die Welt zwar erklärbar machen soll, ihn aber in den Käfig einer Begrifflichkeit zwängt und ihm den Zugang zum Eigentlichen, zum Leben der Dinge verweigert. Auf der Suche nach Erkenntnis über die Welt, über ihre Wahrheit, über sich selbst versteigt er sich vielmehr im Gebälk seines sprachlich gefassten Denkens. Um es salopp zu sagen: er hat ein Brett vorm Kopf, das ihn davon abhält, den Dingen ‚ins Gesicht zu sehen’. Diesen Brettern, welche für ihn die Welt zu bedeuten vermeinen, nun die Grundlage zu entziehen: das heißt es, zu leben.

‚Ohne Nietzsche gäbe es kein zeitgenössisches Denken, und damit wohl auch keinen zeitgenössischen Körper.’ Ich schreibe das, während ich in einer Probe sitze, in welcher Tänzer nichts Anderes tun, als sich gegen den Boden zu stemmen, sich von ihm abzudrücken und so ihre Muskeln ausbilden, ihre Sehnen flexibel halten. Nietzsche macht genau das. Er schreibt gegen die Schwerkraft des Denkens an und trainiert so die Denkmuskeln, er schreibt gegen die Trägheit der Gedankenverhaftung an und bringt sie in Bewegung. Seine Wörter haben Gewicht, sein Denken - einen Körper. (Peter Stamer)

Peter Stamer (DE/A) arbeitet als Regisseur, Performer, Kurator, Autor und Mentor im Bereich der zeitgenössischen darstellenden und installativen Künste. In seinen zahlreichen Projekten interessiert ihn das Spannungsverhältnis von Körperermächtigung und Sprachergreifung in performativen, sozialen und narrativen Dispositiven. Neben Theaterarbeiten und Unterrichtstätigkeiten in ganz Europa haben ihn seine Performance- und Theaterprojekte in den vergangenen Jahren nach China, Ägypten, in die USA, nach Kanada oder Israel geführt. Zu seinen letzten Arbeiten zählen neben der theatralen Umsetzung von Nietzsches Essay Über Wahrheit und Lüge im außermoralischen Sinne u.a. das internationale Performance-Bau-Projekt A Future Archeology in Berlin, Wien und Kairo (2013), welches zu einer Buchpublikation How to Collaborate? – Questioning Togetherness in the Performing Arts (Passagen Verlag) im Jahre 2016 führte, die performative Installation mit dem Film 26 Letters to Deleuze (EMPAC New York) 2014 oder The Circus of Life A-Z (zusammen mit Yosi Wanunu) am Tanzquartier Wien (2015). Derzeit plant Peter Stamer eine Theateradaptation von Franz Kafkas Erzählung In der Strafkolonie, für welche er neben der Regie auch für die Bühne verantwortlich zeichnet.

Frank Willens (US/DE) ist Tänzer, Choreograf,  Performer, Darsteller, Künstler, Teamworker, Tourmanager, Mensch, Vater, Sänger, Beatboxer, Denker, Marathonläufer, Zugreisender. Er wuchs in Kalifornien auf und lebt und arbeitet seit 2003 in Berlin, wo er die Ehre hat, mit einer Vielzahl von Menschen an einem breiten Umfang von Projekten zu arbeiten, die in einer großen Auswahl von Theatern gezeigt wurden. Zu diesen Weggefährten gehören Tino Sehgal, Meg Stuart, Falk Richter, Laurent Chétouane, Boris Charmatz, Tilman Hecker, Nico and the Navigators und Peter Stamer, um nur einige zu nennen. Unter seinen eigenen künstlerischen Projekte sind Gimme Shelter (2010), Schweigstück (2011), Towards Another Miraculous (2014) und ein Beitrag zu X-Firmen bei Theater der Welt in Mannheim 2014 zu nennen. Frank entwickelte 2015 in Zusammenarbeit mit dem Transform Festival Leeds ein künstlerisches Projekt und leitete 2016 ein Residenz-Labor-Projekt am Kunstmuseum Bonn. Sein neues Solo sixty minutes towards being here or what we can do until we do what we can do wurde im Januar 2017 am dock 11 in Berlin uraufgeführt. On Truth and Lie in an Extra-Moral Sense ist bereits die fünfte Zusammenarbeit mit Peter Stamer.

Im April 2017 zeigen Tanzquartier Wien und brut im Rahmen von FEEDBACK gemeinsam eine Auswahl von in Österreich entstandenen Positionen aus Tanz und Performance. Das lokale Publikum kann sich ebenso wie internationale KuratorInnen und VeranstalterInnen einen Überblick über das aktuelle Geschehen in der freien Szene in Österreich verschaffen und den einen oder anderen Insidertipp aus der Sicht von Tanzquartier Wien und brut entdecken.

Credits

Regie, Konzept, Setdesign Peter Stamer Performance Frank Willens Text Friedrich Nietzsche

Bearbeitet und zum Teil neu übersetzt von Peter Stamer und Frank Willens. Das Stück entstand im Auftrag von Philosophy on Stage # 4 – Artist Philosophers – Nietzsche et cetera.

Im Kontext der monographischen Ausstellung „Pieter Bruegel der Ältere“ des Kunsthistorischen Museums Wien im Herbst 2018. Weitere Informationen

Termine & Tickets

April 2017

Do. 27.04.2017, 18:30
Kunsthist. Museum/Neue Burg Eintritt frei!

Kunsthistorisches Museum/Neue Burg
Heldenplatz, 1010 Wien
Jagdplateau, Eingang Heldenplatz

Info

 

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