Wie kann Bühnenkunst geschaffen werden, wenn das Publikum divers gedacht wird? Der viertägige Workshop Dramaturgie blind inklusiv von Fia Neises und Liv Schellander richtet sich an Interessent*innen und Künstler*innen jeglichen Sehvermögens. Gemeinsam wird spielerisch zu Formaten für inklusive und kreative Audiodeskription geforscht. Es wird auch eine performative Öffnung fürs Publikum geben, um szenische Entwürfe und Versuche erfahrbar zu machen. In einem offenen Workshopteil werden Barrierefreiheit für blinde Menschen am Theater und antiableistische Maßnahmen an und um Institutionen diskutiert.
Audiodeskription ist eine Form, um Visuelles für blinde und sehbehinderte Menschen zugänglich zu machen. Dabei wird von einer sehenden Person deren Wahrnehmung der Situation beschrieben. Um ein Erlebnis beim Tanz zu kreieren, sind die Limitierungen von Beschreibung schnell erreicht. Blindes und sehbehindertes Publikum möchte dreidimensional Theater erleben. Statt eines Kompromisses möchte es das Kunstwerk mit seinem eigenen Wahrnehmungsstil empfangen. Daher bieten Fia Neises und Liv Schellander diesen Workshop an, um gemeinsam zu erforschen, wie Bühnenkunst geschaffen werden kann, wenn das Publikum divers gedacht wird.
Die Workshopleiterinnen haben bereits an Performances mit ästhetischer Barrierefreiheit gearbeitet. Sie werden Beispiele aus ihrer Praxis mitbringen. Fia Neises wird ihre Methoden, multisensorisch Kunst zu schaffen, teilen und Impulse aus ihrer eigenen Praxis als Performerin und Choreografin sowie als Mitglied der blinden und sehbehinderten Community geben. Zudem wird Liv Schellander Angebote machen, den Körper nicht zu vergessen. Anschließend können über Selbsterfahrungen alle zur Verfügung stehenden Sinne angeregt werden. Zur politischen Einordnung von Selbstbeschreibungen wird es einen theoretischen Input geben. Dann ist schon Raum für angeleitetes Ausprobieren, Scheitern und Neuanfangen.
Fia/Sophia Neises ist freischaffende Performerin, Choreografin, Access-Dramaturgin, Theaterpädagogin und Behindertenrechtsaktivistin. In ihrer künstlerischen Forschung fokussiert sie seit bald zehn Jahren die ästhetische Barrierefreiheit für blindes Publikum und kollaboriert dafür mit vielen Künstler*innen. 2023 wurde sie für ihre aktivistische Arbeit für mehr Inklusion mit der Ehrung für herausragende Entwicklung im Tanz des Deutschen Tanzpreises ausgezeichnet. Sie identifiziert sich als behinderte Künstlerin und regt an, die individuellen Wahrnehmungsstile von Menschen wertzuschätzen und bedingungslosen Zugang zu Kunst schon im Prozess zu kreieren.
Liv Schellander ist Tänzerin/Performerin, Choreografin, Somatic Experiencing (SE)®-Praktikerin. Sie arbeitet mit Künstler*innen in unterschiedlichen Konstellationen zusammen, unterrichtet und produziert eigene Arbeiten. In letzter Zeit beschäftigt sie sich zunehmend mit der Erforschung multisensorischer Kunstproduktion im Bereich der darstellenden Künste. Seit 2022 arbeitet sie u. a. mit Michael Turinsky, 2023 ko-kreierte sie im Team von Fia/Sophia Neises With Or Without You, eine Tanzperformance, die in Räume von Access-Intimacy einlädt. Seit 2023 entwickelt Schellander ihre Praxis des „Choreo-Constellating“, die in verschiedenen Projekten künstlerisch erforscht und umgesetzt wird. Ihre Kollaboration Animalariums’ Constellations mit Lena Kimming und Alexandra Wingate wurde für Perform Europe 2025 ausgewählt.
Anmeldung
Die Teilnehmer*innen werden im Vorfeld gebeten, sich bei der Anmeldung mit zwei bis drei Sätzen vorzustellen.
Die Anmeldung gilt für alle vier Tage.
Barrierefreiheit
Anmeldungen für Assistenzen, Begleitpersonen und Assistenzhunde sind über das Anmeldeformular sowie unter brehm@brut-wien.at oder via WhatsApp +43 676 587 8723 möglich.
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brut nordwest
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