Die performative Installation Deep Dreaming Creatures erkundet Momente, in denen sich menschliche und nichtmenschliche Körper und Aspekte – Tier, Pflanze und Maschine – berühren oder ineinander übergehen. Physische Nachahmung von Bewegungsmustern der Biologie und der Formensprachen von Design und Architektur treten in einen Dialog mit künstlicher Intelligenz.
Daniel Aschwandens Arbeit an Deep Dreaming Creatures wird posthum, unvollendet und in Gedenken an ihn durch Lucie Strecker gemeinsam mit einem transdisziplinären Team zur Aufführung gebracht.
Natur ist nichts Selbstverständliches – ebenso wenig wie Kultur. Beide Begriffe sind unscharf und lassen sich nur in Beziehung zueinander und zu ihren Umgebungen fassen. Was uns hingegen fortwährend begegnet, sind Zonen des Übergangs, der Überlappung und der Verwandlung. Mit diesen Zonen setzten sich Daniel Aschwanden und Lucie Strecker auseinander, indem sie ein Bewegungsexperiment entwarfen, welches auf maschinellem Lernen basiert: Einem neuronalen Netzwerk wird beigebracht, wie Organismen sich durch Nachahmung von Bewegungsabläufen in Hybride verwandeln. Der lernende Algorithmus soll später in der Lage sein, Vorschläge für neue Bewegungsabläufe zu machen, die zu unbekannten Hybridisierungen führen.
Daniel Aschwanden (21.01.1959–08.07.2021)war ein Schweizer Performer, Choreograf, Regisseur, Kurator und lebte und arbeitete in Wien. Mit dem Festival Tanzsprache gründete er das erste Festival der freien Szene in Wien. Im Rahmen von Bilderwerfer arbeitete er mit Tänzer*innen mit und ohne besondere Bedürfnisse und erhielt mit der Gruppe den Staatspreis des Österreichischen Bundesministeriums für Kunst für innovative und richtungsweisende Leistungen in diesem Feld. In den folgenden Jahren verschob sich sein Arbeitsschwerpunkt hin zu Fragestellungen von (darstellender) Kunst im öffentlichen Raum mit partizipatorischen Ansätzen, aber auch zu Fragen nach der Rolle von Kunst in urbanen Entwicklungsprozessen. An der Universität für angewandte Kunst Wien unterstützte er die Profilbildung des Studiums Social Design – Art as Urban Innovation, gestaltete das Studienfeld Performance in der Abteilung Kunst und kommunikative Praxis und wirkte zuletzt maßgeblich am Aufbau des Angewandte Performance Lab (APL) mit. Für seine langjährigen Verdienste schlug die Kulturstadträtin Aschwanden als Träger des Ehrenzeichens der Stadt Wien vor. Die Verleihung konnte jedoch coronabedingt nicht stattfinden.
Am 8. Juli 2021 ist Daniel Aschwanden viel zu früh von uns gegangen. Er hat die freie Szene in Wien über Jahrzehnte maßgeblich geprägt – auch das Programm von brut. Wir sind ihm dankbar für seine Visionen, seine Energie und seine Impulse. Sein letztes Projekt Deep Dreaming Creatures, an dem er gemeinsam mit Lucie Strecker arbeitete,blieb unvollendet und wird posthum und im Gedenken an ihn im Rahmen der brut-Reihe Handle with care zur Aufführung gebracht.
Lucie Strecker forscht künstlerisch im Feld hybrider Kunst. Von 2016 bis 2020 leitete sie das Elise-Richter-PEEK-Projekt „The Performative Biofact“. 2015 wurde ihre Kooperation mit Klaus Spiess mit einer Honorary Mention der Ars Electronica ausgezeichnet. Gemeinsam präsentierten sie international ihre Arbeiten. Seit 2018 zeigte Lucie Strecker performative Installationen u. a. bei der Vienna Biennale, bei der Vienna Design Week, beim Impulse Festival, im Künstlerhaus Wien oder im Haus der Kulturen der Welt Berlin und war artist-in-lab an der ZHdK. Mit dem Medienwissenschaftler Jens Hauser veröffentlichte sie 2020 die Sonderausgabe „On Microperformativity“ von Performance Research und co-kuratierte dazu 2021 eine Ausstellung im Magazin 4, Bregenz. Seit 2020 ist sie als Senior Artist am Angewandte Performance Lab tätig, dem auch Daniel Aschwanden angehörte.
Künstlerische Leitung, Konzept und Performance Daniel Aschwanden Konzept und Performance Lucie Strecker Text und Mediengestaltung Vera Sebert Programmierung und KI-Konzept mlaxr Installation Lukas Allner und Daniela Kröhnert Dramaturgie und choreografisches Coaching Philippe Riéra Sound und Medientechnik Stefano D’Alessio Medientheorie Jens Hauser Systembiologische Beratung David Berry
Eine Koproduktion von Verein CHIMERA für Cybertanz und Performance und brut Wien. Mit freundlicher Unterstützung der Kulturabteilung der Stadt Wien, des Bundesministeriums für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport und der Universität für angewandte Kunst Wien sowie des FWF-PEEK-Projekts Conceptual Joining.
Universität für Angewandte Kunst Wien, Kleiner Lichthof
Oskar-Kokoschka-Platz 2, 1010 Wien