Ein Querschnitt durch Wiens junge Performanceszene wird im Rahmen von imagetanz 2024 in zwei Teilen präsentiert. In dieser Sonderausgabe der brut-Reihe Handle with care featuring HUGGY BEARS erhält das Publikum exklusive Einblicke in vier Projekte und ihre jeweiligen Entwicklungsphasen.
Ale Bachlechner – Crying and Lying
Weinen und Lügen sind zwei Tätigkeiten, mit denen man sein Leben zuverlässig ruinieren kann. Auffallend ist, dass sie oft mit Weiblichkeit assoziiert werden. In der engen Verschränkung von Live-Performance und voraufgezeichnetem Video bekennt sich Ale öffentlich zu ihrer starken Sehnsucht nach einer überzeugenden Erzählung und fesselnden Dramaturgie des Lebens. Dem Konzept einer hoffentlich schnellen, linearen und progressiven Abfolge von Meilensteinen im so genannten Privatleben und in der Karriere steht die Figur der queeren Spätzünderin gegenüber, die diese Meilensteine spät, in der falschen Reihenfolge oder nie erreicht.
Ale Bachlechner ist eine Performance- und Videokünstlerin, die in Wien und Köln wohnt. In ihrer performativen Arbeit untersucht sie Kommunikations- und Affektstränge, Beziehungsweisen und die Fallstricke des Neoliberalismus. Ihre Arbeitsweisen variieren von Solo- zu Kollektivarbeit mit verschiedenen Performer*innen, Künstler*innen, Musiker*innen und Techniker*innen u.a. die Dating Agentur Twelve Roses (2013), das partizipative Performance-Coaching-Institut This Is Not A Competition (2016), die Online-TV-Serie Studio Hallo (2018), die Solo-Performances Men and me (2019) und Crying and Lying (2023/24) sowie eine langfristige Zusammenarbeit mit den Tänzer*innen und Choreograf*innen Artmann&Duvoisin. Sie studierte vergleichende Literaturwissenschaften in Innsbruck und Kunst an der Kunsthochschule für Medien in Köln und hatte mehrere Lehraufträge. Ihre Monografie I'm Sure Everybody's Doing Their Best erschien beim Verlag DISTANZ.
Helena Araújo – and it gets better
and it gets better ist ein Projekt von Helena Araújo, das zwischen Tanz, Theater und Performance angesiedelt ist. Die Recherche wird an einen künstlichen Strand verlegt und wirft ein warmes Licht auf die psychische Gesundheit von Künstler*innen in der Welt der Performance-Kunst. Mit Humor, Ungehorsam und kabarettistischen Elementen legt Helena Araújo den ständigen Druck des Kunstmarktes und ihre eigenen Ängste offen. Um die Wellen der Branche zu überstehen, versucht sie, strandtaugliche Bewältigungsmechanismen zu finden. and it gets better stellt die Unterrepräsentation der psychischen Gesundheit in der Kunstwelt in Frage und thematisiert die Auswirkungen des Kunstmarktes auf das Wohlbefinden der Künstler*innen.
Helena Araújo ist eine enthusiastische femme Künstlerin und Performerin, Liebhaberin von Plot Twists und ein Clown voller Kitsch und schlechter Witze. Sie kommt ursprünglich aus Rio de Janeiro und lebt derzeit in Wien. Als Kunstschaffende ist Helena daran interessiert, verschiedenen künstlerischen Sprachen Raum zu geben, damit sie nebeneinander existieren und miteinander verschmelzen können. In diesem Raum können die konventionellen Werte und Erwartungen, die auf diese Sprachen projiziert werden, in Frage gestellt werden. Helenas Arbeiten wurden an verschiedenen Orten gezeigt, darunter Radiant Nights Festival (BE), Moving Futures Festival (NL), FDS Festival (CH), Spit Festival (AT), Festival Circolo (NL), Pinkbus Platform (CZ) und PingPong Cabaret (IR).
Über Bears in the Park und das HUGGY BEARS Mentoring Program:
Huggy Bears steht seit 2016 für innovative Performancekunst aufstrebender Wiener Künstler*innen. Als Mentoring-Programm bietet es jedes Jahr drei bis vier Einzelpersonen oder Kollektiven ein umfangreiches Supportangebot von Produktion bis Verwaltung, Technik und Dramaturgie. Durch eine Reihe von unterschiedlichen Aufführungsformaten sowie regelmäßige Feedback-Sessions in der Gruppe formen sich die Projekte der Nachwuchskünstler*innen zu ganz besonderen Stücken. Am Ende des neunmonatigen Programms stellen die Mentees zum ersten Mal ihr Performanceprojekt auf einer großen Wiener Bühne vor. Dieses Jahr finden die Huggy Bears Days in einer Kooperation von brut Wien und WUK performing arts statt. Hinter dem Programm steht die Initiative Bears in the Park, die von Philippe Riéra und Charlotte Bastam geleitet wird. Sie hat sich zur Herzensaufgabe gemacht, die Performanceszene in Wien zu unterstützen und wachsen zu lassen. Für die HUGGY BEARS stehen dabei nicht nur feste Ansprechpartner*innen, sondern auch Proberäume parat. Bears in the Park veröffentlicht jedes Jahr im Herbst einen Open Call, auf den sich Künstler*innen mit ihren Projekten für das Folgejahr bewerben können.
Credits Ale Bachlechner – Crying and Lying
Performance, Konzept Ale Bachlechner Video, Licht, Sound Jonathan Kastl
Credits Helena Araújo – and it gets better
Konzept und Performance Helena Araújo Sounddesign Zeynab Kirikou Gueye
brut nordwest – Proberäume
Nordwestbahnstraße 8-10, 1200 Wien