Eine Stadt in der Stadt, doch wer sie nicht kennt, kann sie nicht sehen. Die City of Diaspora ist auf keiner Karte eingezeichnet, und doch ist sie real. Sie ist sichtbar für diejenigen, die in der Diaspora leben, im Spannungsfeld zwischen Aufenthaltsort und Herkunft. Stefanie Sourials Performance ermöglicht dem Publikum, für einen Abend einen ungefilterten Blick auf die City of Diaspora zu werfen. Kann die eigene Stadt noch dieselbe bleiben, wenn man sie mit anderen Augen sieht?
Die Erfahrung des Verlusts von Herkunft und Identität schlummert meist in unsichtbaren Sphären: Sprache, Tradition, Geschmäcker, Familienbeziehungen, Verhalten und Aussehen verschwinden. Das Erinnern und Vermissen von nie gekannten Dingen wird dabei zu einer zentralen Erfahrung und erzeugt das Gefühl, in einer Zwischenwelt zu leben. Um diese zu beschreiben, wurden in Wien lebende diasporische kunstschaffende Menschen eingeladen, Kurzgeschichten in fantastisch-utopischer Erzählform zu schreiben, die ihre eigenen Erfahrungen verhandeln. Diese Kurzgeschichten bilden die Basis der einzelnen Episoden von City of Diaspora, die Stefanie Sourial gemeinsam mit den Künstler*innen und Performer*innen Hyo Lee, Faris Cuchi Gezahegn und Sunanda Mesquita auf die Bühne bringt.
Die City of Diaspora ist eine Stadt in der Stadt.
Sie ist eine Zwischenwelt.
Sie ist eine Erinnerung an etwas, das nie erlebt wurde.
Sie ist das M.O.T.U.
Sie ist „the memory of the unknown“.
Sie ist ein Zustand und ein Gefühl.
Sie ist unsichtbar.
Sie ist sichtbar im Spannungsfeld zwischen Aufenthaltsort und Herkunft.
Sie ist neon, nicht pastell.
Sie ist Anpassung und Auslöschung.
Sie ist Ermächtigung und Widerstand.
Sie ist konstruiert aus den Schatten einer realen Welt.
Sie ist die reale Welt.
Sie ist die Kontrolle über die eigene Lebenserzählung.
Sie ist das Suchen und Verstecken.
Sie ist das beste Versteck.
Sie ist das Leo und das Hugale.
Sie ist der Zustand nach dem Verschwinden.
Sie ist der Verlust von Herkunft und Identität.
Sie ist der Gewinn von Identität und Herkunft.
Sie ist der Stadtteil, der auf keiner Karte zu finden ist.
Stefanie Sourial, geboren 1981, arbeitet als Performancekünstlerin und lehrt an der Akademie der bildenden Künste Wien. 2001/02 leitete sie Theaterworkshops mit obdachlosen Jugendlichen in Kairo, Ägypten. Als Absolventin der Internationalen Schule für Theater Jacques Lecoq in Paris kreiert Sourial ihre eigenen Soloprojekte: u. a. FREAK (2014/15), die Performancetrilogie Colonial Cocktail (2019) und die neue Produktion City of Diaspora (2021) in Koproduktion mit brut Wien. Seit 2012 arbeitet Sourial mit der mehrfach preisgekrönten Kompanie „Theatre Ad Infinitum“ in Großbritannien. Seit 2009 kollaboriert sie regelmäßig mit in Wien lebenden Performancekünstler*innen. So war sie u. a. Teil des ersten Wiener queer-feministischen Burleskkollektivs Club Burlesque Brutal (2009–2015) und tritt seit 2017 regelmäßig beim PCCC* – Political Correct Comedy Club mit antirassistischen und queeren Stand-up-Skits auf. Ihre Performances sind antirassistisch, queer und gesellschaftskritisch und verbinden zwei Erzählweisen miteinander: die historische und die persönliche – stets fokussiert auf das Politische.
Idee, Konzept, Performance Stefanie Sourial Stückentwicklung, Performance Faris Cuchi Gezahegn, Hyo Lee Stückentwicklung, Videoprojektion, Bühnenbild Sunanda Mesquita Lichtdesign Denise Kamschal Recherche, dramaturgische Unterstützung Janine Jembere, Sushila Mesquita, Mara Verlič Kostüm Kids of the Diaspora Fotografie Abiona Esther Ojo Produktion mollusca productions
Eine Koproduktion von Stefanie Sourial – Verein für souriales Theater und brut Wien
Mit freundlicher Unterstützung und großem Dank an die Kulturabteilung der Stadt Wien und das Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport
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