Moderation: Judith Schwentner Redner*innen: Gabu Heindl (Architektin, Wien), Nina Horaczek (Journalistin und Publizistin, Der Falter, Wien), Max Pichl (Politikwissenschaftler, Frankfurt)
Der extremen Rechten ist es seit Beginn des Jahrtausends gelungen den öffentlichen Raum in Europa zu erobern, in Parlamente einzuziehen und sich als Demokraten zu inszenieren. Wie ist es möglich, dass xenophobe Gruppen in europäischen Staaten regieren? Was hat sich in der Öffentlichkeit seit 2000 geändert? Während die Grenzen global enger gezogen wurden, hat sich die “Neue” Rechte in ganz Europa vernetzt. Welchen Strategien der Grenzverschiebung bedient sie sich dabei?
Anlässlich der Premiere des Stücks BERGEINS, das sich mit der Möglichkeit von Gemeinschaft und gesellschaftlichen Utopien in Zeiten von Abschottung und Ausgrenzung beschäftigt, lädt das Kollektiv Freundliche Mitte zum Gespräch: Es diskutieren Vertreter*innen aus den Bereichen Architektur, Politik und Literatur über gemeinsame Artikulationsformen, die sich dem Versuch der Rechten, sich als demokratische Normalität zu etablieren, entgegensetzen. Im Mittelpunkt steht dabei der Raum als politisches Verhandlungsfeld. Welche Räume ermöglichen welche Form von Gemeinschaft oder verhindern sie? Wie können Künstler*innen der Aneignung situationistischer Praktiken zur Besetzung des öffentlichen Raumes und der Vereinnahmung von Sprache begegnen? Ein Aufruf zur Bandenbildung!
Im Februar postulieren Freundliche Mitte eine Gemeinschaft der Vielen. BERGEINS ist eine Installation aus Sound und Bild – das Archiv einer Gemeinschaft zwischen Flucht und Rückzug.
Im Herbst 2017 wählt Österreich – und wählt rechts: Neben einer sich der Rhetorik der Ausgrenzung bedienenden ehemaligen Partei der Mitte finden sich mit der FPÖ auch Politiker*innen in der neuen Regierung, die ihre Nähe zum Rechtsextremismus kaum verhehlen: Von Wehrsportübungen bis zur Leugnung des Holocausts, von einer Politik der Ausgrenzung zur Selbstinszenierung als „die neuen Juden“: Die Rechte weiß, wie man Täter zu Opfern macht. Und erhält mit ihrer Welt- und Selbstdarstellung wachsenden Zuspruch. Nicht zuletzt von jungen Menschen: Mit der Kampfansage „Defend Europe!“ tritt die identitäre Bewegung ein gegen Multikulti und für den echten Österreicher. Aber wer ist der sogenannte echte Österreicher, was ist mit den Österreicherinnen, den Österreicher*innen? Wo verläuft eigentlich die Grenze der Gemeinschaft und wer bestimmt, wer daran teilnehmen darf?
Freundliche Mitte setzen an diesem Punkt an und beschäftigen sich in ihrem neuen Projekt in verschiedenen Schritten mit dem brisanten Thema Zusammenleben – und der Frage danach, wie sich gemeinsam handeln lässt. Die Arbeit mit verschiedenen Wiener Vereinen, von Tischler*innen bis zur Pfadfindergruppe, sowie Interviews mit den Beteiligten zur Zusammenleben und der aktuellen politischen Situation in Österreich bilden die Grundlage für die begehbare Installation. Das Innere von BERGEINS lässt die Grenzen zwischen Fiktion und österreichischer Realität verschwimmen: Ist der Berg Utopie oder Dystopie? Dient er als Schutzraum oder ist der Schutz Selbstzweck geworden? Und gibt es das noch, das sogenannte Draußen?
Moderation: Judith Schwentner Redner*innen: Gabu Heindl (Architektin, Wien), Nina Horaczek (Journalistin und Publizistin, Der Falter, Wien), Max Pichl (Politikwissenschaftler, Frankfurt)
brut im WERK X-Eldorado
Petersplatz 1, 1010 Wien