Konkrete und fiktionale Beobachtungen in unterschiedlicher Materialität und Zeit: Der Outdoor- und Indoor-Workshop Choreografische Spuren und Kettenkreationen von Charlotta Ruth geht vom alltäglichen Treiben im dritten Bezirk aus. Es wird wiederholt, wahrgenommen und reproduziert. Mitten in der konkreten Welt und in inneren mentalen Zuständen setzen die Workshopteilnehmer*innen nahezu unbemerkt eine kreative Kettenreaktion in Gang – eben eine Kettenkreation.
Wir bewegen uns auf einer anderen Ebene als alle anderen. Jeden Tag ist eine*r von uns hier vorbeigegangen. Immer mit einem besonderen Fokus. Als ob bloßes Vorbeigehen nicht genug wäre. Als ob trockene, flach getretene Kaugummis und wiederholte Wege nicht nur elastisch werden, sondern auch ihren Geschmack ändern, wenn man anders darauf achtet. Für Charlotta Ruth ist Choreografie eine Sprache, die das Dazwischen, das Dahinter, das Davor und Danach – und das Imaginäre – formulieren und neu einordnen kann. Choreografie kann das Statische und das Gegebene neu strukturieren. Sie kann auch helfen, mit Geschwindigkeit umzugehen. Die Performerin und Choreografin setzt choreografisches Denken und Hinweise ein, um neue Beziehungen zwischen Menschen, Dingen und Phänomenen zu schaffen, zu erforschen und vorzuschlagen. Choreografie dient auch dazu, vorgegebene Regeln zu überwinden.
2024 hat Charlotta Ruth im Rahmen eines Arbeitsstipendiums der Stadt Wien eine Praxis entwickelt, die sie „Kettenkreationen“ nennt. Diese weist systemästhetische Ähnlichkeiten mit Ruths Leidenschaft für die Schatzsuche auf, stellt jedoch keine vorgeplante Route mit einem bestimmten Ziel dar. Kettenkreationen sind eine kreative Praxis, die damit beginnt, alltägliche Muster, Beziehungen und Bewegungen näher zu betrachten und zu beobachten, was aus ihnen werden kann, wenn sie neu kontextualisiert und übersetzt werden
Charlotta Ruth arbeitet mit performativen, choreografischen und spielerischen Ansätzen, um systematisch mit Zeit und Wahrnehmung zu experimentieren. Im Zentrum ihrer Praxis stehen ein tiefgehendes Interesse für kollektives Denken, konkrete Kontexte und Orte sowie der Austausch von Ideen zwischen unterschiedlichen Medien. Ihre Arbeiten wurden koproduziert, in Auftrag gegeben und aufgeführt u. a. im MDT, Museum of Modern Art und Dansens Hus in Stockholm, im Tanzquartier Wien, im brut Wien, bei WUK performing arts, in der Brunnenpassage und bei City Games Vienna. Seit 2017 ist Ruth mit der Universität für angewandte Kunst Wien verbunden, wo sie ihren PhD in künstlerischer Forschung (2022) machte und in verschiedenen Funktionen am Angewandte Performance Laboratory (APL) tätig ist. Zudem ist sie Lektorin im MA Applied Human Rights an der Universität Wien und Gastforscherin im SciFi-Elise-Richter-PEEK-Forschungsprojekt Outerwoman, das von der Sprachkünstlerin Cordula Daus geleitet wird. Ruths Forschungs- und Publikationsschwerpunkte sind Participatory Sense-Making, die Kunst des Fragens, asynchrone Kommunikation und die Schaffung von Liveness in der digitalen/Online-Kommunikation. 2024 erhält sie das einjährige Arbeitsstipendium der Stadt Wien für „Choreografische Spuren und Kettenkreationen“. https://charlottaruth.com/
Von und mit Charlotta Ruth
Mit freundlicher Unterstützung der Kulturabteilung der Stadt Wien (MA 7).
Der Treffpunkt wird nach der Anmeldung bekannt gegeben. Der Treffpunkt befindet sich in der Nähe des Stadtparks. Der Workshop findet auch bei Schlechtwetter statt.
brut im 3. Bezirk (Nähe Stadtpark)
Ort wird nach der Anmeldung bekannt gegeben