Das Verhältnis zwischen unserer analogen und digitalen Existenz wurde in Zeiten der Pandemie massiv aus dem Geleichgewicht gebracht. Wir waren und sind mehr denn je eingeschlossen in mediale Strukturen – ganz so wie die die Tänzerin Esther Baio in figure. Wer in Zeiten der Kontaktbeschränkungen mit anderen kommunizieren wollte, musste erst User*in werden, verkörpert durch Anzeigebild oder Avatar. Als Performerin dringt Baio virtuos in die Widersprüche zwischen ihrem Körper und Medien wie Bild, Video, Text oder Musik ein. Die Fäden bei dieser Darstellung neuer und zwischen Isolation und lustvoller Inszenierung schillernden Bilderfluten zieht der Wiener Spezialist für urbane Choreografie Willi Dorner.
INFO: figure wird anstatt der geplanten Österreichischen Erstaufführung von come from somewhere go anywhere gezeigt, die aufgrund einer Erkrankung im Team nicht stattfinden kann.
„figure“ im Englischen bezeichnet eine Person, eine Gestalt in einem Roman oder Film, meint aber auch die Gestalt, die Abbildung, das Bild oder die Repräsentation. Esther Baio vereint diese Bedeutungen auf der Bühne und vor der Linse der Kamera. Sie ist Figur und Abbild, sie ist Subjekt und Objekt und ist hin und her geworfen zwischen Selbsterkennung und Objektivierung. Die Performerin ist Teil einer medialen Struktur, die sie formt und derer sie sich bedient. Dabei hantiert und bewegt sie sich in einem medialen Set-up, ist darin eingeschlossen und produziert Widersprüche zwischen Worten und Bildern und zwischen Bild und Körper – ein Loop von Selbsterkennung und Repräsentation ihrer selbst. Untersuchungen, um ihren Raum zu definieren, lassen sie erkennen, dass sie in einem zeitlichen medialen Closed Circuit eingeschlossen ist.
„Die Umsetzung von figure ist bestechend. Die Komplexität der hergestellten Beziehungen, der Umgang mit den eingesetzten Werkzeugen (zeitliche, akustische und optische Verschiebungen, Drehungen und Spiegelungen werden virtuos miteinander kombiniert) und die trotzdem irgendwie bescheiden daherkommende, reduzierte Anmutung der Arbeit sind einzigartig.“ tanz.at
Willi Dorner lebt und arbeitet als Choreograf in Wien. Die Arbeiten der Cie. Willi Dorner – sowohl Bühnenstücke als auch ortsspezifische Performances – werden von internationalen Festivals und Veranstaltern gezeigt. Willi Dorner wurde für seine choreografische Arbeit mit dem Österreichischen Tanzproduktionspreis 2000 ausgezeichnet und gewann Preise bei verschiedenen europäischen Choreografiewettbewerben. Seine ebenfalls ausgezeichneten Kurzfilme werden auf internationalen Festivals präsentiert. Im brut-Programm war Willi Dorner zuletzt 2018 mit der Site-specific-Performance every-one im 10. Bezirk vertreten.
„Die tiefe Durchdringung von komplexen Sachverhalten und die Suche nach konzentrierten performativen Präsentations-Konzepten ist Willi Dorner ein bereits in vielen seiner weltweit gezeigten Arbeiten sichtbar gemachtes Anliegen.“ (tanz.at)
„Dorner (56) ist einer der international aktivsten Tanzschaffenden Österreichs.“ (Der Standard)
Regie Willi Dorner Performance, künstlerische Assistenz Esther Baio Videokunst Adnan Popovic Komposition Paul Ebhart Kostüm und Requisiten Alba Rastl
Eine Produktion von Cie. Willi Dorner in Koproduktion mit ImPulsTanz Wien und brut.
Mit freundlicher Unterstützung der Kulturabteilung der Stadt Wien und des Bundesministeriums Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport
Covid-19-Update: Die Veranstaltung kann nicht stattfinden.